Tagebuch vom 1. November 2002

Puh! auch wieder so ein Tag. (22.30 Uhr fange ich endlich an, dies hier zu schreiben.)

Früh aufgewacht, spät aufgestanden, gemütlich gefrühstückt. Drei Kinder zum Hotel geschickt, damit sie den Taxifahrer, der mich dort um 10 Uhr treffen wollte, zu mir ins Internet-Büro holen. Der sah mich aber im Vorbeifahren zufällig genau dort, wartete bis ich fertig war; dann musste wir noch kurz zum Hotel fahren, damit die Kinder nicht vergeblich warten; und dann durch die ganze Stadt, weit nach Norden, über die Ringroad hinaus und fast bis Budhanilkantha: Gangalal Herz Zentrum. Seit 7 Jahren in Betrieb, seit 2 Jahren operieren sie auch, was vorher nur in Indien möglich war. (Der Chefarzt sagte mir später, dass er allein dieses Jahr schon über 500 Operationen machte, davon 20 von der Art wie wir sie brauchen, davon 19 erfolgreich.) - Aber ich greife vor und mache Durcheinander:
Als ich im Frühjahr mit Schneeweis in Jayarams Kinderheim gefahren war, sah einer der Taxifahrer die vielen Kinder vor dem Hotel und fing an zu fragen. Und bis wir im Kinderheim ankamen, wusste ich, dass er eine elfjährige Tochter mit einem Loch im Herzen hat, für deren OP er das Geld nicht aufbringt. Wir tauschten Telefonnummern aus, er kam mich besuchen und überzeugte mich damit, dass er von ihrem dritten Lebensmonat an sämtliche Untersuchungsunterlagen, Röntgenaufnahmen, Ultraschall-Ausdrucke usw. aufbewahrt hatte.

Versprochen hatte ich es ja schon im Frühjahr; aber mit den heutigen Voruntersuchungen habe ich also endgültig die Verantwortung übernommen für eine Behandlung, die alles in allem wohl an die 1500 Euro kosten wird.

Das Krankenhaus gefiel mir SEHR gut. Große Anlage mit viel Rasen (= Platz zum Ausbauen), sauber und gut organisiert. Nirgends Gedrängel; man gibt seine Karte ab und setzt sich vor den Fernseher bis man aufgerufen wird. Untersuchende Ärzte in mehreren Zimmern, die sich Zeit nehmen und gut informieren: Wir hatten nur 8 Leute vor uns, mussten aber 70 Minuten warten - und dann nahm man sich für uns ebenso viel Zeit und beantwortete und erklärte jede Frage, die der Vater oder ich hatten. (Den Chefarzt hatten wir schon vorher im Garten getroffen, da der Vater ihn von früheren Untersuchungen an der Uniklinik kannte; und auch er hatte sich erstaunlicherweise sofort Zeit für uns genommen.)

Heute also nur Vorbesprechung, dann Röntgen; und den Termin für eine "Echo"-Untersuchung am Sonntag, die ich gleich jetzt bezahlen konnte.

Nach dem Tihar-Fest wird sie 2 Tage stationär für 14.000 Rupien (187 Euro) genauer untersucht; erst damit kann man herausfinden, was da genau für Löcher sind, welche und wie viele Querverbindungen bestehen und ob auch die Lunge betroffen ist. Danach können sie das Risiko der OP einschätzen, die je nach Schwere des Falles zwischen 5% und 15% der Patienten nicht überleben. Danach können die Eltern entscheiden, ob sie die OP wirklich wollen, und wir werden einen Termin für die Zeit nach meiner Rückkehr Ende Januar bekommen.

Erster Eindruck von dem Mädchen: 11 Jahre, klein, schlank, hübsch; brav, aber nicht all zu schüchtern; ließ sich von Anfang an von mir ansprechen und erklären und beantwortete Fragen. Macht einen gesunden Eindruck - ist aber absolut nicht belastbar; kann nicht rennen und auch nicht all zu weit gehen. - Ohne OP wird sie wohl nicht sehr alt werden und auch der Arzt empfahl, dass man es jetzt aber doch möglichst bald machen lassen solle.

 


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