Die Informationen hier können nicht vollständig sein. Sie gehen davon aus, daß Ihr die Vorgeschichte kennt.
Bitte lest den Jahresbericht vom September 2001 und die genaueren Berichte, auf die dort hingewiesen wird, und die immer wieder aktualisierten Berichte aus Nepal vom Herbst 2001.


Aktuelles / Neueste Meldungen

Nepal, Februar bis Mai 2002

(Von unten nach oben zu lesen!)
 

18.5.2002: Ist es wirklich schon drei Wochen her, dass ich hier zuletzt schrieb? Ich kann es kaum glauben; die Zeit flog nur so...
Ich war zwischendurch 6 Tage in Deutschland, habe Mutters Essen genossen; aber ansonsten war nichts mit Genießen; es war alles Hektik und ich erledigte nur die aller-notwendigsten Sachen.
Seit genau einer Woche bin ich auf Bali, habe aber auch diese Zeit überwiegend am Computer und am Internet verbracht: Heute habe ich die letzten Texte für den APA-Reiseführer abgeschickt. Nun habe ich ein bisschen Ruhe, bis ich einen Teil der Texte zur letzten Kontrolle noch einmal zurückerhalte. - Mitte Juni geht das Buch in die Druckerei und dann ist meine Arbeit daran endgültig beendet und ich sollte etwas Freizeit haben, um so vieles aufzuarbeiten.
Morgen kommt hier meine Gruppe an: Sieben Freunde und Bekannte, mit denen ich drei Wochen lang durch einen Teil Indonesiens reisen werde. Darauf freue ich mich schon sehr; - aber Zeit, um hier viel zu schreiben, werde ich auch in den kommenden Wochen kaum haben.
Und dabei gäbe es so viel zu berichten und zu erzählen; und ich habe so vieles im Computer, was ich Euch zeigen möchte: Fotos, Schulzeugnisse, von den Kindern gezeichnete Bilder... - Na, irgendwann einmal...

Kinder erwarten mich vor dem Hotel.
Normalerweise öffne ich um 13 Uhr - und dann gibt
es auch gleich die Gutscheine fürs Mittagessen.
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SO sah es aus, als ich an einem schulfreien Tag erst
um 13.20 Uhr nach Hause kam!

Kinder-News: Die letzte Woche in Nepal war noch recht hektisch; an dem einen Samstag hatten sich bei Mukesh erst gut 30 Kinder einen Teil der benötigten Gelder geholt. Nun kamen sie also alle zu mir; und besonders nach 16 Uhr (wenn sie selber aus der Schule gekommen waren) standen die Kinder und Jugendlichen - aber auch viele Eltern - wirklich Schlange hinter meinem Schreibtisch und manchen Abend kam ich zu spät zum Essen, weil wir immer noch nicht fertiggeworden waren.
Inzwischen macht Mukesh das wieder, trifft die Kinder jeden Samstag. - Und auch von ihm kann ich Euch Erfreuliches berichten: Er hat sich selbständig gemacht mit einem kleinen Internet-Café mit 5 Computern, das nach den täglichen Umsätzen, die er bereits im ersten Monat erzielte, recht erfolgversprechend erscheint. (Da er täglich 12 und mehr Stunden öffnet, teilt er sich die Arbeit mit Mahesh; und so kann er sich Samstags frei nehmen, um unsere Kinder zu versorgen.)
Hier in Indonesien habe ich bisher nur Kadeks Verwandte getroffen und erfahren, dass er mit der Prothese recht gut gehen könne - dass sie aber recht verschlissen und - durch sein Wachstum bedingt - bereits zu kurz sei. Und auf Lombok habe ich angerufen und von Amir erfahren, dass alle gesund sind. Mehr werde ich erst erfahren, wenn ich am 2. Juni mit der Gruppe nach Lombok kommen werde - und wenn ich nach Abreise der Gruppe zu Kadek fahren und ihn zum Arzt und zum Prothesenmacher holen werde.

27.4.2002: Gestern flog die Gruppe nach Hause. Wir hatten eine gute Zeit, meist bestes Wetter; auf dem Trekking war es so spät im Frühjahr so angenehm warm, wie ich es wohl noch nie erlebte. Die Bergsicht war recht gut und nur zweimal hatten wir ein bisschen Regen bzw. ein starkes Gewitter.
Seit Mittwoch waren wir wieder in Kathmandu; der am Dienstag begonnene fünftägige Generalstreik störte uns nur wenig. Die Kinder kamen vom ersten Tag an, brachten Quittungen für die von Mukesh erhaltenen Gelder oder wollten Geld von mir, da sie am vergangenen Samstag nicht zu Mukesh gegangen waren. Da sie wegen des Streiks alle bis heute "Ferien" haben, war gleich nach Abreise der Gruppe mein Zimmer voll; heute zahlte ich über 60 Mittagessen.
Von über 60 Schüler/innen haben wir bisher über 40 getroffen. Davon sind drei sitzengeblieben, alle anderen versetzt worden. Details über Noten und Plazierungen wissen wir noch nicht, da die Zeugnisse an den meisten Schulen erst in der kommenden Woche ausgegeben werden.
Am kommenden Freitag (3.5.) fliege ich nach Deutschland - und am Freitag drauf (10.5.) gleich weiter nach Indonesien: Stellt Euch bitte darauf ein, dass ich vorläufig nur wenig Zeit haben werde, hier zu berichten.

4.4.2002: Heute habe ich Kumar nach Hause gebracht. Seine Hand macht enorme Fortschritte, die Haut ist fast vollständig abgheilt - aber noch sehr dünn und empfindlich. Er macht mehrmals täglich in warmem Wasser seine Übungen und kann zwei der drei operierten Finger schon ganz strecken und fast bis zur Handfläche beugen. (Nur der Mittelfinger ist ziemlich dick und vielleicht ist die eine Sehne etwas zu kurz(?); der wird noch viele Übungen und vielleicht eine weitere Operation brauchen.)
Krishna ist seit ein paar Tagen zu Hause. Die Wunde heilt gut, der Knochen scheint sauber und die Infektion gestoppt. Allerdings hört er auf dem jahrelang vereiterten Ohr nur 50%. - Wie es damit weitergehen wird, werden erst spätere Untersuchungen zeigen.
Dhurba hat gute Chancen (oder ein Fast-Versprechen des Arztes), morgen endlich aufgenommen und dann vermutlich am Sonntag operiert zu werden. - Aber sicher ist das noch nicht: Auch gestern wäre er dran gewesen; aber dann gab es ein Busunglück und so viele Verletzte, dass wieder kein Bett für ihn frei war.
Nun will ich mich fürs Erste von hier verabschieden. Morgen kommt meine Gruppe an und ich werde drei Wochen lang mit diesen Leuten unterwegs sein, von denen ich fünf schon von früheren Reisen kenne und auf die ich mich sehr freue. - Zum Aktualisieren dieser Seite werde ich keine Zeit haben; und von den Kindern wird es in dieser Zeit nicht viel Neues zu berichten geben - bzw. ich werde es selbst erst erfahren, wenn ich vom Trekking wieder zurück nach Kathmandu komme. (In dieser Zeit werden alle unsere Schüler/innen ihre Versetzungszeugnisse bekommen und müssen sich dann fürs neue Schuljahr anmelden; Mukesh hat 60.000 Rupien (fast 1000 Euro), um all diese Gebühren zu bezahlen.)
 

Ein Kind am HOLI Fest der Farben.

28.3.2002: Heute war Holi, das Fest der Farben - mit denen geworfen wird und mit denen Leute eingerieben werden.
Alle Kinder haben ihre Versetzungsprüfungen abgeschlossen, warten auf ihre Zeugnisse; die meisten haben bis zur Zeugnisausgabe Ferien.
Kumar geht es gut. Er wohnt bei mir und für morgen sind wir zum nächsten Verbandwechsel einbestellt, bei dem ihm voraussichtlich die Nadeln aus den Fingern gezogen werden sollen.
Krishnas Ohr ist noch geschwollen, aber angeblich in Ordnung. Er muß aber noch im Krankenhaus bleiben und langweilt sich dort ganz furchtbar.
Dhurba wartet auf ein freies Bett, damit sein Arm operiert wird.
- Ansonsten gibt es nichts Besonderes zu berichten.
 

Kumars Hand

21.3.2002: Kumar wurden heute, genau zwei Wochen nach der Operation, alle Nähte gezogen; etwa zehn am Bauch, wo die Haut entnommen wurde; und Dutzende aus den drei Fingern. Er war tapfer, hielt schön still, wimmerte nur ein bisschen.

Lasst Euch nicht verwirren!
Dies ist die linke Hand.
Links im Bild sind Daumen
und Zeigefinger, denen jeweils
das vorderste Glied fehlt.

Anschließend durften wir statt des bei der Operation angefertigten Gipsbettes eine professionelle Schiene kaufen, die mit drei Klettverschlüssen an Unterarm und Hand befestigt wird und die Finger gerade hält. (Diese wird er die nächsten drei bis sechs Monate tragen müssen.)

20.3.2002: Heute wurde Saugat entlassen und fuhr sofort mit der Mutter nach Hause, da morgen an der Schule die Versetzungsprüfungen beginnen. Vorgestern wurden die dicken äußeren Nähte gezogen und nun kann er mit kleinen Schritten gehen und muss Salbe auftragen und Gymnastik machen, bis die inneren Nähte sich aufgelöst haben.
Eine weitere Operation, bei der die letzten drei "Fehler" beseitigt werden sollen, planen wir für Oktober. Mehr dazu findet Ihr am Ende der Extra-Seite über Saugat.
Kumar wohnt bei mir. Es geht ihm gut.

Krishna kurz nach der Operation noch in Narkose
Krishna war, als er aus dem OP kam,
noch nicht bei Bewusstsein.

Krishna wurde heute operiert! Mit ihm hatten wir großes Glück, als wir am Montag zwischen vielen Leuten, denen ihre Operationstermine schon vor Wochen zugeteilt worden waren, aufgrund der Freundlichkeit des HNO-Chefarztes ganz schnell einen Termin bekamen. (Sonst hätten wir wohl mindestens einen Monat warten müssen.) Dem 14jährigen läuft seit 8 Jahren Eiter aus dem rechten Ohr. Es ist eine Infektion des Knochens, die mit Medikamenten nicht zu beheben ist. Vor fünf Jahren war die Mutter mit ihm im Krankenhaus, hatte alle Untersuchungen machen lassen; seitdem wussten sie, dass er operiert werden müsste - aber sie konnten das nicht bezahlen. Erst im vergangenen Herbst stellten andere Kinder ihn mir vor.

17.3.2002: Beiden operierten Kindern geht's gut. (Und allen anderen auch.)
Saugat ist vergnügt und friedlich. Scheinbar wurden gleich alle drei Kontraktionen beseitigt. Nur eine weitere Operation wird noch gemacht werden müssen.
Kumar machte bei jedem Verbandwechsel großes Geschrei und teilweise musste er von zwei Leuten festgehalten werden, während die Ärztin vorsichtig den Verband wechselte. - Bis ich ernst mit ihm sprach: Ob ihm denn nach so vielen Operationen immer noch nicht klar sei, dass der Verband so oder so gewechselt werde. Mit dem Schreien und Strampeln könne er nur erreichen, dass es mehr schmerzt; wenn er trotz der Schmerzen stillhalten würde, könnte die Ärztin noch vorsichtiger arbeiten: Am nächsten Tag strahlte er mich an; und auch die Krankenschwestern waren ganz begeistert.
Er kann an der verbundenen Hand zwar den (zu kurzen) Daumen benutzen, um notfalls etwas zu greifen. Aber viel kann er damit nicht erreichen. So kam ich auf die Idee, ihm etwas "basteln" zu lassen, redete mit zwei unserer Schüler, deren Vater normalerweise Rucksäcke repariert und der uns nun einen Löffel-Halter nähen sollte. Seit gestern kann Kumar nun mit seiner kleinen fingerlosen rechten Hand essen - und ist absolut begeistert. (Ich lasse ihn jetzt erst einmal ein paar Tage damit rumprobieren; dann werden wir sehen, was wir noch verbessern können oder verändern müssen.

  
Heute wurde er entlassen. Und da bei seinem Pflegevater zwei Angehörige krank sind und der sich kaum um Kumar kümmern kann; und da er alle zwei Tage zum Verbandwechsel ins Krankenhaus muss, wohnt er vorläufig bei mir.

10.3.2002: Heute wurde Saugat operiert. Viel weiß ich noch nicht, aber es scheint problemlos gelaufen zu sein. Kurz nach 8 Uhr wurde er ins OP gefahren und Punkt 12 Uhr kam er zurück und war schon halb bei Bewusstsein.
Da er eine lange Vorgeschichte hat, ich viele Fotos mache und er voraussichtlich mehrere Operationen brauchen wird, mache ich eine Extra-Seite über Saugat.

Kumar Rai am 10.3.02: Gut gelaunt.
Kumar Rai am 10.3.02:
Gut gelaunt.

Kumar geht's gut. Nachdem er die ersten beiden Nächte wenig geschlafen und viel geweint hatte, ist er jetzt ruhig und vergnügt und sagt, die Schmerzen seine nicht sehr stark. Er läuft im Krankenhaus rum und wird wahrscheinlich sehr bald entlassen, muss dann nur regelmäßig zur Kontrolle und zum Wechseln der Verbände kommen.

9.3.2002: Es ist aber auch immer was los...: Seit Dienstag war ich jeden Tag mit einem oder mehreren Kindern im Krankenhaus: Aufgeschnittener Arm nach einem Überfall, entzündete Ohren, Herzprobleme, ein Abszess am Knie, der geschnitten werden musste, ...
Als ich heute den operierten Kumar besuchte, ging es ihm gut. Schmerzen. Am Bauch, wo die Haut entnommen wurde, noch mehr als an der Hand, wo eigentlich die Operation stattfand. Aber er ist tapfer, lag ruhig und sagte, es sei auszuhalten.
Eine sehr gute Nachricht: Der Junge, der nicht bei seiner Mutter wohnen will, ist wieder bei uns. (Am 4.3 hatte ich hier geschrieben, dass ich mir solche Sorgen um ihm mache.) Die Mutter hat eingesehen, dass er von ihr doch immer wieder wegläuft; dass die "Ideallösung" (dass er bei ihr wohnt) nicht funktionieren wird. Und so hat sie erlaubt, dass er bei mir wohnt, und versprochen, dass sie ihn nicht mehr bei mir im Hotel "einzufangen" versuchen wird. Am Mittwoch konnte ich ihm das erzählen und seitdem wohnt er bei uns - was die Mutter nun endlich als "das kleinere Übel" (im Vergleich zum Leben auf der Straße) akzeptiert. Am ersten Tag bekam er einen Schreck (und wäre fast wieder weggelaufen), als sein großer Bruder zu uns ins Hotel kam; doch als der einfach ohne ihn wieder ging, war er sehr beruhigt. Nachdem der Bruder nun dreimal bei uns war, kam heute die Mutter: Wieder ein Schreck; wieder Flucht-Gedanken. Aber die Mutter scheint es kapiert zu haben: Sie brachte ihm frische Kleidung, uns etwas Obst; blieb eine Weile und ging wieder.
Der nächste Schritt wird sein, dass der Junge zuerst mit mir und später alleine seine Mutter und seine kleinen Geschwister besucht - und die Mutter hoffentlich vernünftig genug sein wird, ihn wieder gehen zu lassen. - Und dann werde ich daran arbeiten, dass er hoffentlich immer öfter nach Hause geht und immer länger dort bleiben wird ...

8.3.2002: Heute hatten wir die erste größere Operation - und ich will ein bißchen erzählen:

Kumar Rai im Frühjahr 2001.
Kumar Rai im
Frühjahr 2001.

Vorgestern war ich zum plastischen Chirurgen in die Sprechstunde gegangen, um ihm mitzuteilen, daß die Mutter des einen Kindes eine Operation ablehne und ich leider eine der drei für nächste Woche vorgesehenen Operationen absagen müsse. Eher zufällig erwähnte ich auch noch die Daten der beiden anderen Operationen - und die Assistenzärztin sagte mir, daß bei ihnen für den "29." (nach dem nepalischen Kalender) keine vorgesehen sei. Als wir nach dem Namen des Kindes suchten, stellte sich heraus, daß dessen Operation für den 24. eingeplant sei - und er müsse "heute" (vorgestern) bis 13 Uhr bei ihnen erscheinen für die stationäre Aufnahme.

Kumar Rai's Krankenzimmer (drei Betten).
Kumar liegt in einem Dreibettzimmer im staatlichen
Krankenhaus. Im Hintergrund sein Pflegevater,
der selber im Rollstuhl sitzt.

Vorgeschichte: Kumars Hände waren im Alter von 8 Monaten verbrannt. Die rechte Hand hatten wir im Frühjahr 2001 in mehreren Operationen strecken lassen; aber die fehlenden Finger kann ihm natürlich niemand ersetzen. An der linken Hand fehlen an Daumen und Zeigefinger nur je das erste Glied. Die anderen drei Finger haben ihre volle Länge; aber wegen starker Kontraktionen der Haut kann er sie nicht strecken. Das wollen wir jetzt ändern lassen.
Ich also runter und in ein Taxi, raus in den Vorort, der überraschten Familie erklärt, daß ich Kind und Papiere jetzt sofort mitnehme und sie möglichst bald nachkommen müssen.

Kumar Rai's linke Hand wenige Stunden nach der Operation.
Kumar war aus der Narkose erwacht, hatte wegen der
Schmerzen ziemlich geweint. Nach einer Spritze
mit Schmerz- und Schlafmittel lag er ganz ruhig,
als ich dieses Foto aufnahm.

Nachdem wir in der Ambulanz alle Papiere fertiggemacht und auf der Station ein Bett für ihn bekommen hatten, ließ ich zwei unserer Stamm-Kinder mit einigem Geld dort bei Kumar. Ich selbst ging ins Hotel, um die anderen Kinder zu versorgen; die beiden kamen nach, sobald Kumars "Pflege-Tante" angekommen war und sie ihr das Geld übergeben hatten.
Gestern kauften wir für fast 100 Euro (das sind hier zwei Monatsgehälter) Verbände, Nahtmaterial, Gips, Betäubungsmittel, Infusionslösungen usw. usw. usw.; sein Blut wurde untersucht und seine Lunge geröngt.
Heute wurde er gegen 11.30 Uhr ins OP gebracht und kam kurz vor 16 Uhr wieder raus. Links auf dem Unterbauch klebt ein breites Pflaster, wo die Haut entnommen wurde, mit der die untere Haut der drei Finger verlängert wurde, so dass er sie später wird strecken können. - Viel mehr als das, und das, was Ihr in nebenstehenden Fotos seht, weiß ich bis jetzt auch noch nicht.
(Ich werde Euch weiterhin berichten.)

4.3.2002: Oh je !!! - Es gäbe so viel zu erzählen, zu schreiben; wenn ich nicht mit dem Übersetzen des Reiseführers so im Verzug wäre und 90% meiner Tage mit dem Schreiben verbringen würde...
- Wieder einmal erfuhr ich, dass zwei ehemalige Kinder geheiratet haben.
- Und die erfreuliche Nachricht, dass einer, der schon vor Jahren heiratete, immer noch nur eine einzige Tochter hat - und nicht dem "typisch nepalischen Ehrgeiz" erliegt, viele Kinder und nach Möglichkeit einen Sohn zu "produzieren".
- Andere "Ex-Kinder" traf ich und durfte mich freuen, daß sie - teilweise schon seit Jahren - regulär arbeiten; zwar in Hilfsarbeiter-Jobs; aber regelmäßig und ehrlich.
- Ein Mädchen (ca. 20 Jahre alt) überraschte mich sehr angenehm: Sie hatte vor zwei Jahren die Abschlussprüfung der Schule ("SLC" = "School Leaving Certificate" nach der 10. Klasse) nicht bestanden; hatte uns einigen Ärger gemacht, weil sie sich genierte, an der selben Schule noch einmal die 10. Klasse zu besuchen; hatte dann ungefragt auf unsere Kosten ein Training für Apotheken-Verkäuferinnen begonnen...
Nun hat sie Arbeit in einer Apotheke, hat zugleich zu Hause gut gelernt, hat sich an einer anderen Schule zur Prüfung angemeldet - und das SLC bestanden. Nun arbeitet sie UND studiert zugleich an einem "Campus" für ein weiteres sehr nützliches Zeugnis nach Abschluß der 12. Klasse.
- Arjun Dhungel ist tot. Er muss knapp 20zwanzig Jahre alt geworden sein.
Arjun wurde mir 1994 als etwa 12jähriger von anderen Kindern vorgestellt. Er lebte in armen Verhältnissen in einer kinderreichen Familie, hatte sich vor Jahren den Arm gebrochen und war nicht richtig behandelt worden. Nun konnte er den linken Arm weder ganz strecken noch ganz anwinkeln. Schnell wurde er zu einem unserer "Stammgäste", wohnte oft bei uns, ging mit auf das Trekking einer Gruppe zum Ganesh Himal. 1995 ließ ich seinen Arm operieren. - Es muß wohl meine erste größere Operation in Nepal gewesen sein, denn aus meinen Notizen ersehe ich, daß ich zu der Zeit erst den Orthopäden kennenlernte, mit dem ich nun schon so lange so gut zusammenarbeite.
Als er älter wurde, kam er immer seltener zu uns. Irgendwann geriet er in die falschen Kreise und an Drogen ... (Seine beiden Brüder arbeiten sehr zuverlässig und für seine beiden kleinen Schwestern zahlen wir immer noch die Schule.)
Er war abhängig geworden, spritzte regelmäßig. Dabei hat er sich Gelbsucht und wahrscheinlich auch AIDS eingehandelt. Aber gestorben ist er an einer Überdosis. - Im Januar kam sein älterer Bruder zu Mukesh und bat um finanzielle Hilfe für die Leichenverbrennung.
- Grosse Sorgen mache ich mir um einen Jungen, der im Herbst fest bei uns wohnte: Seine Mutter will, dass er zu Hause wohnt und auf die kleinen Geschwister aufpasst, während sie zur Arbeit geht. Das kann ich gut verstehen und versuche, ihn zu überreden, das zu tun und nur noch tagsüber zu uns zu kommen - von mir aus auch mit den beiden Kleinen. (Dem Mädchen zahlen wir ohnehin die Medizin für ihre rachitisch krummen Beine.) Doch er weigert sich - unter anderem deshalb, weil die Mutter früh morgens zur Arbeit geht und ihn mit den beiden kleinen Kindern für den ganzen Tag in ihrem Zimmer einschließt. Daher kann ich auch verstehen, daß er dort nicht gerne bleibt, und versuche, die Mutter zu überreden, ihm auch ein bisschen Freiheit zuzugestehen. Seit die Mutter nun schon mehrmals zu uns kam und ihn "einfing" und mit nach Hause nahm - von wo er immer wieder wegläuft -, kommt er nicht mehr zu uns und lebt bei einer ganz "schlimmen" Klique von Leim-abhängigen Kindern.
Ich versuche, der Mutter klarzumachen, dass es zwar schön wäre, wenn er bei ihr wohnen würde - dass das aber zur Zeit nicht zu funktionieren scheint und sie ihn ja offensichtlich nicht halten kann; dass sie erlauben soll, dass er wieder bei uns wohnt, so dass ich ihn kontrollieren und von den Drogen fernhalten kann. Aber das will sie (noch) nicht einsehen; und solange sie verlangt, dass wir sie rufen, sobald er zu uns kommt, kann ich nicht verhindern, dass er weiterhin auf der Straße lebt.
- Die Maoisten machen jede Menge Probleme - und ich merke nichts davon! Ehrlich! Ich bekomme viele Anfragen von Freunden, die sich Sorgen um mich machen; von anderen, die sich fragen, ob sie ihre geplante Nepal-Reise stornieren sollen. Aber ich selbst warte jeden Abend auf die Nachrichten und kaufe mir morgens die Zeitung, um zu erfahren, was wieder passiert ist.
Was sie tun, ist schlimm. - Aber trotzdem tun sie es auf eine "vernünftige" (???) Art: Wenn sie in einer Fabrik eine Bombe legen, schicken sie vorher das Wachpersonal weg, um keine "unschuldigen" Nepali zu verletzen; und sie haben versprochen, den Touristen nichts zu tun, weil sie erkannt haben, dass ein Ausbleiben der Ausländer dem Land und der Bevölkerung großen finanziellen Schaden zufügen würde.
Ich mache mir zur Zeit keine Sorgen (um mich und um Euch; um das Land schon!) und plane weiterhin meine nächste Trekking-Tour im April.

22.2.2002: Viel gibt es noch nicht zu berichten...
Fast 80 unserer Kinder habe ich bereits getroffen; jeden Nachmittag zahle ich bis zu 45 Mittagessen.
Mukesh war mit dem Geld, das ich ihm dagelassen hatte, nicht ausgekommen und ich mußte erst einmal Schulden bezahlen beim Schreibwaren-Großhändler, in der Apotheke und im Hotel. Und dauernd kommen Kinder oder Eltern mit Rechnungen vom Schneider und von der Apotheke, die sie selbst bezahlt oder für die sie sich das Geld geliehen hatten.
Fast alle unserer Kinder haben das Leim-Schnüffeln aufgegeben; nur die Clique bei Mahaboudha ist noch fast jeden Tag "high".
Was ich jahrelang versuchte ist nun einem anderen Touristen gelungen: Ein etwa Zehnjähriger, der (leider) zu unseren Stammkunden zählte, weil die Mutter es nicht fertigbrachte, ihn täglich zur Schule zu schicken, ist in einem Internat untergebracht und weg von der Straße.
Mukesh hat für den 11.3. Operations-Termine für die beiden verbrannten Kinder festgemacht.
Der Junge, der im Herbst gegen meine Empfehlung die Schule aufgab und mit seinem Vater nach Indien ging, wurde dort als angeblicher Dieb verhaftet, nach Nepal zurückgeschickt und nach einiger Zeit aus dem Gefängnis entlassen. Jetzt sucht er hier nach Arbeit; zur Schule wird er wohl nicht mehr gehen.
Ich verbringe die Zeit zwischen Kindern, E-Mails und dem Auswerten meiner Notizen - und dem Schreiben und Korrigieren des APA-Reiseführers.

19.2.2002: Seit gestern Abend bin ich wieder in Nepal. Nach einer schönen (wenn auch kurzen) Nacht in Abu Dhabi (im 4-Sterne-Hotel auf Kosten der Fluggesellschaft) kam ich kurz vor 17 Uhr in Kathmandu an und war nach 18 Uhr bereits in meinem Zimmer.
Nun stehen mir wieder 10 interessante Wochen bevor und Ihr dürft mit mir gespannt sein, was ich hier alles berichten werde. - Gebt mir aber bitte ein paar Tage Zeit, bis ich alles ausgepackt und eingerichtet habe und Euch dann schon erste Neuigkeiten schreiben kann.
 


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