Jahresbericht 2004
(Oktober 2003 bis August 2004)

Dies ist der Jahresbericht, wie ich ihn im Oktober 2004 ausgedruckt per Post verschickte.
Obwohl dieser Bericht recht lang ist (gedruckt waren es 10 Seiten), ist er doch nur eine "kurze" Zusammenfassung. Über fast 9 Monate Asien-Aufenthalte und inzwischen fast 500 Kinder und Jugendliche in meinen Dateien (für 158 zahlen wir jetzt die Schule!) gäbe es noch so viel mehr zu erzählen...
Wenn Du meine immer aktuellen Berichte nicht regelmäßig gelesen hast, oder wenn Du vielleicht ganz neu auf diesen Seiten bist, findest Du im ARCHIV noch viele weitere Details: Einzelne Kinder und ihre medizinische Behandlung; und die Berichte, die ich als "AKTUELLES" von unterwegs alle paar Tage oder Wochen aktualisiere:

Dort findest Du unter anderem Berichte über

von Jürgen Dahm

im September 2004

e-mail: kontakt@j-dahm-stiftung.de

Hallo !!!

Fotomontage aus Aufnahmen der Lombok-Kinder
Ich hatte dem gedruckten Jahresbericht ein Foto beigelegt,
das Ihr Euch durch Anklicken des kleinen Bildes etwas größer
anschauen könnt. (640 Pixel breit, 125 KB)
Ich möchte Euch erklären, wie es zu diesem Foto kam:
Ich hatte mir für 30 Euro eine winzige Kamera gekauft, die
man sowohl am Computer als auch mit Batterie betreiben
kann. (0,3 Megapixel; fixed Focus; also eigentlich nichts,
womit man gute Fotos machen könnte!)
Diese lieh ich den Kindern auf Lombok und forderte sie auf, zu
Hause, in der Schule oder bei ihren Freunden zu fotografieren.
Sie hatten natürlich keine Ahnung und brachten zunächst viel
"Schrott"; lernten aber schnell. Von 1500 Fotos löschten wir
20% gleich beim ersten Anschauen, weitere 30%, nachdem
ich ihnen die Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten erklärt
hatte. 750 Fotos liegen nun noch auf meiner Festplatte.
Und aus einigen davon habe ich Euch diese Fotomontage
zusammengestellt.
(Etwa die Hälfte der Abgebildeten sind "unsere" Kinder;
die anderen sind deren Freunde, von denen ich viele gar
nicht kenne.)

Wie jedes Jahr im September möchte ich Dir auch diesmal über "unsere Kinder" und meine "Arbeit" für sie berichten. Dank der Spenden von so vielen konnte ich das Programm wiederum weiter ausbauen und wir können immer mehr Schüler und Schülerinnen, Kinder und Jugendliche fördern. Im Moment zahlen wir für genau 158 den Schulbesuch (von Vorschule bis Fachhochschule); bei an die 300 Kindern kümmere ich mich zusätzlich um die medizinische Versorgung

Auch dieses Jahr habe ich mich bei den wenigsten von Euch für Eure Überweisungen und andere Art von Hilfe und Unterstützung bedankt. Dafür entschuldige ich mich (wieder einmal) und DANKE hiermit jedem einzelnen von Euch ganz herzlich! (Ich habe auch gar keine gute Entschuldigung vorzubringen. Ich habe kein Buch geschrieben, nur eine einzige Gruppe geleitet. - Aber die Zeit reicht trotzdem nie. Wenn die Kinder sie nicht ausfüllen, dann tun das die paar anderen Hobbys, die ich auch noch habe.)

Bevor ich Dir von den vielen Ereignissen und einigen wichtigen Neuerungen dieses Jahres berichte, will ich aber mal wieder etwas Allgemeines über meine Arbeit erklären. Denn während ich noch vor einigen Jahren sagte "95% der Spender sind ehemalige Mitreisende meiner Gruppen", so hat sich dies inzwischen verschoben: Viele von Euch haben meine Informationen oder die Adresse meiner Homepage an Freunde und Kollegen weitergegeben. Manche haben zu Hochzeit, Beerdigung oder einem runden Geburtstag um Spenden für unsere Kinder gebeten; ich selbst traf im Herbst 2003 beim Jubiläums-Klassentreffen 30 Jahre nach meinem Abitur viele Mitschüler und sogar einige Lehrer, zu denen ich seit Jahren keinen Kontakt hatte... So viele Leute bekommen meinen Bericht jetzt erst zum ersten oder zum zweiten Mal; viele der Empfänger kennen mich gar nicht persönlich. - Und so möchte ich einige Punkte erklären, die sicherlich für "die Neuen" wichtig sind / die aber vielleicht auch bei "den Alten" in Vergessenheit gerieten.

  • Aus alter Gewohnheit Duze ich fast jedermann. Wenn Sie neu hier sind und wir uns normalerweise in Briefen und am Telefon Siezen, dann fühlen Sie sich bitte durch die zu persönliche Anrede in diesem Schreiben nicht gestört.
  • Wenn Du diesen Bericht erstmals erhältst - aber vielleicht eher "versehentlich" in diese Adressenliste geraten bist: Bitte nicht böse sein über die "Belästigung" mit so vielen Seiten Papier. - Über eine kurze Nachricht würde ich mich sehr freuen und den Verteiler sofort korrigieren.
  • Falls Du kein Interesse mehr hast oder anderweitig engagiert bist und den Jahresbericht in Zukunft nicht mehr erhalten möchtest, bitte ich sehr darum, mir dies kurz mitzuteilen. Jeder dieser Berichte (Kopieren, Umschlag, Porto) kostet mehr als zwei Abendessen für die Kinder in Nepal - und ich frage mich immer, wie viele dieser Briefe wohl ungelesen im Papierkorb landen. (?) // Der Bericht ist aber nicht an eine "Spendenverpflichtung" gekoppelt. Es genügt vollkommen, wenn ich nur weiß, dass er Dich noch interessiert!
  • Falls Du per E-Mail zu erreichen bist und ich Deine Adresse noch nicht kenne, würde ich mich sehr freuen, diese zu erfahren. Dann bekommst Du nicht nur diesen Jahresbericht, sondern in der Regel dreimal im Jahr einen Zwischenbericht. (Meine Mail-Adresse findest Du ganz am Anfang dieses Berichtes.)
  • Zur Verwendung der gespendeten Gelder möchte ich wieder einmal erklären, dass dies nach wie vor mein "Hobby" ist. (Andere Leute züchten Hunde oder investieren ein Vermögen in ihre Modelleisenbahn...) Auch wenn mir - vor allem in Nepal - oft kaum "Freizeit" bleibt, bekomme ich für diese "Arbeit" dennoch kein Gehalt, mache nach wie vor alles "ehrenamtlich". Alle gespendeten Gelder kommen (fast) ausschließlich direkt den Kindern zugute. Das meiste verbrauche ich für Schule, Medizin und Essen; kleinere Posten sind z.B. Wäscherei, Friseur, neue Sandalen, Fahrräder reparieren, sofern Kinder diese für den Schulweg benötigen. "Verwaltungskosten", die den Kindern nur indirekt zugute kommen, sind lediglich Druck- und Portokosten (zum Beispiel für diesen Bericht), Telefon (vor allem in Nepal) und meine Taxifahrten zu Schulen und Krankenhäusern. Daneben zahle ich in Indonesien ein kleines Honorar an den jungen Mann, der die Schüler/innen während der neun Monate meiner Abwesenheit betreut. Und in Nepal ein Gehalt an den Lehrer, der sich ganzjährig um die Schüler/innen kümmert, sowie die Miete für das Zimmer, in dem er dies tut.
  • Alles, was ich von Euren Spenden bezahle, rechne ich sehr genau ab. (Jeder Radiergummi ist eine einzelne Buchung in einer Excel-Datei.) Für alle größeren Ausgaben hebe ich die Quittungen auf. - Und wenn ich 30 Essen á 40 Cent bezahlt habe, schreibe ich anschließend 29 Essen in die Abrechnung - weil ich mein eigenes Essen natürlich selber zahle.
    Im Gegenzug investiere ich selbst aber nur meine Zeit (und meine Nerven), gebe von meinem eigenen Geld fast gar nichts für die Kinder aus.
    Da ich selbst sehr wenig brauche und zusammen mit den Kindern sehr billig lebe (zum Beispiel esse ich fast immer dasselbe wie sie), komme ich mit dem, was ich durch gelegentliche Reisegruppen, gelegentliches Bücher-Schreiben, gelegentliche Foto-Honorare verdiene, ganz gut aus.
     

    Genug der Erklärungen... - Erzählen macht viel mehr Spaß...
    Nur muss ich dabei wieder aufpassen, dass dieser Bericht nicht zu lang wird (und Euch dann vielleicht langweilt).
    Daher will ich ein paar allgemeine Informationen hier zusammenfassen:
    Der Ablauf meines Jahres hat sich inzwischen gut eingespielt: Im Sommer verbringe ich genau 119 Tage in Indonesien (so dass ich mein Visum nicht wegen weniger Tage noch einmal verlängern muss). Da ich wegen der Kinder ein "Sozialvisum" bekomme, muss ich nicht mehr alle zwei Monate das Land verlassen - früher flog ich dafür jeweils für eine Nacht nach Singapur -, sondern verbringe meist die ersten und letzten zwei Wochen auf Bali, dazwischen drei Monate auf Lombok. Dreimal im Jahr - April, September und Weihnachten - verbringe ich etwa 5 Wochen in Deutschland, den Rest des Winters in Nepal, wo das Visum mir maximal 150 Tage pro Jahr erlaubt.
    Die sehr engagierte Mitarbeiterin des Reisebüros sucht mir immer die günstigsten Flüge, - stellt aber immer vor dem Buchen "meine Bedingungen", so dass ich inzwischen jede Reise mit 30 Kilo im Rucksack (Kinderkleidung, gespendete Medikamente) und zwei Handgepäckstücken (mit noch einmal etwa 25 kg Gewicht) antreten kann.

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Nepal im Winter 2003-2004:

Zunächst hatte ich nur eine Woche Zeit; dann würde meine Gruppe ankommen, mit der ich Nepal besichtigen und nach Tibet reisen wollte. So tat ich nur das Nötigste, ließ mir vom Lehrer berichten, räumte mein Zimmer ein, traf die Kinder und Jugendlichen, Schüler/innen ebenso wie Tagesbesucher und Straßenkinder. Als ich am Tag vor Ankunft der Gruppe "Inventur" machte, hatte ich in den ersten 6 Tagen bereits 96 der Kinder und Jugendlichen aus meiner Datei persönlich getroffen; von weiteren 34 traf ich Geschwister, Eltern oder sehr enge Freunde / Heim-Mitbewohner. So hatte ich also bereits über 130 unserer Kinder Informationen aus erster bzw. zweiter Hand (zusätzlich zu den Informationen, die mir unser Lehrer gab über die Schüler/innen, die ich bisher noch nicht traf.) "Ganz nebenbei" hatte ich Hotels und Agenturen für die Gruppenreise besucht und auch noch den Jahresbericht fürs Internet bearbeitet und auf meine Homepage gestellt.

Auf dem 5220 Meter hohen Gyaltso-Pass

Die Reise nach Tibet verlief reibungslos und bei traumhaftem Wetter. Die Gruppe war harmonisch, keiner wurde höhenkrank und ich denke, alle waren sehr zufrieden.

Nach Abreise der Gruppe widmete ich mich wieder voll unseren Kindern. Und so weit diese mir Zeit ließen, ging ich die Abrechnungen des Lehrers über die vergangenen fast 7 Monate durch, die zu meinem Glück immer noch Mukesh für mich in den Computer eingab. Ich überprüfte alles, hatte viel nachzufragen. Dadurch und in Gesprächen mit den Schülern/innen stellte sich heraus, dass der Lehrer seine Arbeit "im Prinzip" recht gut machte: Alle, die zu ihm kamen, waren gut betreut und versorgt worden, waren zufrieden. Nur hatte er sich leider etwas zu sehr auf die Kinder konzentriert, die von sich aus zu ihm kamen; war zu wenig nach meiner Liste vorgegangen, nach der ihm hätte auffallen müssen, dass einige schon seit Monaten kein einziges Schreibheft, keinen Kuli und auch kein Geld gebraucht hatten: Schüler, die keine Lust mehr hatten oder zu Hause Probleme hatten und einfach die Schule aufgaben, waren ihm nicht aufgefallen.

Ein Zitat aus meinen Internet-Berichten:
12.11.2003: Dieser Tage kam einer unserer Schüler aus Indien zurück: Nachdem er neulich bei einem "Inter-Schul-Talentsuche-Wettbewerb" in seinem Hobby Judo den ersten Platz in seiner Gewichtsklasse (bis 30 kg) gemacht hatte, war er mit vielen anderen jungen Sportlern nach Lucknow eingeladen worden. In seiner Klasse holte er unter 26 Kindern aus drei Ländern den zweiten Platz. (Nepal, Indien und Sri Lanka; Pakistan war nur in anderen Sportarten vertreten.) "Stolz wie Oskar" kam er sofort zu uns, um mir seine Urkunde und die schwere silberne Medaille vorzuführen.

Dies haben wir inzwischen korrigiert bzw. abgestellt: Wenn sich ein Kind oder Jugendlicher länger nicht blicken lässt und anderen Schülern aus seinem/ihrem Umfeld nichts bekannt ist, besucht der Lehrer die Schule, dann das Elternhaus. (Und seine Abrechnungen gibt er seit Dezember auch selbst in einen alten Computer ein.)

Schulisches schreibe ich hier zusammenfassend für den ganzen Winter 2003-2004:
Wie üblich nahm die Zahl der geförderten Schüler/innen zunächst kontinuierlich ab: Drei hatten den Zulassungstest zur Abschlussprüfung nicht bestanden und zwei davon wollen aus verschiedenen Gründen die 10. Klasse nicht wiederholen. (Sie werden zu arbeiten beginnen und außer in medizinischen Notfällen von uns keine Unterstützung mehr erhalten.) Drei Kinder bzw. Jugendliche haben zu Hause so viel Ärger, dass sie dort nicht mehr wohnen wollen oder können; zwei arbeiten jetzt, einen konnte ich in einer Pflegefamilie unterbringen. Ein Elfjähriger hat absolut keine Lust auf Schule - und zu Hause niemanden, der ihn fördert oder fordert; er wird die Schule aufgeben, zu Hause spielen oder helfen, bei Touristen betteln oder kleine Bilder verkaufen. Und eine Familie ohne Vater mit vier von uns geförderten Kindern hatte uns betrogen und seit Monaten keine Quittungen mehr gebracht; deren Förderung stellten wir ein.

Der taubstumme Junge vor seinem Wohnheim
Der taubstumme Junge, den ich im Frühjahr
2003 einschulte, lebt jetzt schon 18 Monate
in diesem Heim ("Hostel For Children With
Hearing Impairment") und lernt sehr gut.

Aber immer wieder kamen neue Bewerbungen: Kinder brachten Freunde mit, Mütter kamen zu mir ins Hotel; unser Lehrer wurde im Krankenhaus, in den Schulen oder am Arbeitsplatz der Eltern angesprochen. Wir prüfen jedoch sehr kritisch und nehmen längst nicht jede/n. Viele sind uns "nicht arm genug": Wenn der Vater reguläre Arbeit hat und die Mutter arbeiten könnte, lehnen wir gerne ab. Wir zahlen fast nie für alle Kinder einer Familie, sondern nach Möglichkeit für eins, maximal zwei. Und wir bevorzugen Kinder, die bereits zur Schule gehen, und versuchen zu vermeiden, jemanden in die erste Klasse oder gar Vorschule einzuschulen, von dem wir nicht absehen können, ob er oder sie wirklich lernen wird. - Ein Beispiel: Ein Elfjähriger, der früher mal die Schule aufgab, kommt jeden Nachmittag zum Spielen. Seine jüngere Schwester geht zur Schule und kommt nur selten zu uns. Die Mutter kam: Wir sollen den Jungen einschulen. - Nun zahlen wir für das Mädchen (dessen gute Zeugnisse wir gesehen haben); und die Mutter soll von dem dadurch gesparten Geld den Sohn "auf eigenes Risiko" einschulen.
Kurz nach meiner Abreise mit Beginn des neuen Schuljahrs im April 2004 überschritten wir damit die "magische Zahl" von 100 Kindern und Jugendlichen, denen wir alleine in Nepal die Schule bezahlen. (Inzwischen kamen - nach Rückfragen per Mail - noch zwei weitere dazu; und noch viele andere haben sich beim Lehrer beworben, bei denen es aber nicht so dringend ist und die nun warten müssen, bis ich wieder zurückkomme.)


Medizinisches: Große Operationen hatte ich nicht geplant; aber vom "üblichen Kleinkram" gab es reichlich genug zu tun:

  • Ein 13jähriges Mädchen hatte Lungenentzündung, sprach zunächst nicht auf die Medikamente an. Erst nach einigen Infusionen und einem Wechsel der Antibiotika ging es ihr langsam besser.
  • Zweimal fuhr je einem Jungen ein Taxi über den Fuß. Den einen ließ ich eingipsen und lieh ihm Krücken; der andere (Wochen später und nur leicht angebrochen) haute ohne Gips aus dem Krankenhaus ab, weil er als Müllsammler mit Gips nicht hätte arbeiten können.
  • Einem Elfjährigen, der sich bei mir im Zimmer unter einer Decke versteckt hatte, trat ein Jugendlicher versehentlich so ungünstig aufs Schienbein, dass auch dieses ein paar Wochen Gips brauchte.
  • Mehrere Male nach Streit (aber nicht bei mir im Zimmer!) "Loch im Kopf" (meist Steine drauf geschlagen), das ich dann nähen ließ. Und ein mir noch unbekanntes Straßenkind kam erst Tage nach dem Streit mit einem nicht genähten und völlig vereiterten Loch, das ich wochenlang behandelte.
  • Daneben: Vielen Kindern zweimal im Jahr Medizin gegen Würmer verabreicht; mehrere Mandelentzündungen, Amöben, ein Mädchen mit Gürtelrose, viele Augenuntersuchungen (und dann oft nur Tropfen, aber auch mehrere Brillen).
  • In den beiden Apotheken (eine beim Hausarzt und eine am Krankenhaus) sowie im Brillengeschäft der staatlichen Augenklinik bekomme ich jetzt "Stammkundenrabatt". Und für den Hausarzt, zu dem ich oft Jugendliche mit einem Brief oder Kinder in Begleitung von Jugendlichen schicke, habe ich ein Formular gemacht, in das ich nur noch Datum, Name und Beschwerden eintrage: Meist bezahle ich dort am nächsten Tag und erfahre, was nötig war; in schwierigen Fällen ruft der Arzt mich an.

    Tetanus-Impfung
    Angst vor der Spritze? (Tetanus-Impfung.)

  • Wieder einmal "ein bisschen stolz" bin ich, dass ich im Herbst weiteren 26 Kindern ihre dritte Tetanusspritze geben lassen konnte. (Dafür allein musste ich sieben Mal ins Krankenhaus, weil immer wieder welche den Termin vergessen hatten, ins Heimatdorf gefahren oder aus anderen Gründen nicht gekommen waren.) Damit sind nun 68 unserer Kinder und Jugendlichen (und erwachsenen Ex-Kinder) für 10 Jahre gegen Tetanus immunisiert. Und weitere 20 bekamen im Frühjahr ihre ersten beiden Injektionen, werden ihren endgültigen Schutz jetzt im Herbst bekommen.
  • Die zwei Kinder, deren Mutter im Frühjahr 2003 Verbrennungen erlitt, leben inzwischen mit ihren Eltern wieder in ihrem Heimatdorf und gehen dort auf unsere Kosten zur Schule. Die Mutter ließ ich noch einmal operieren: Die Kontraktionen am Hals konnten gelöst werden, aber an der stark verkrüppelten rechten Hand ließ sich leider nicht sehr viel verbessern.
  • Ein inzwischen 16jähriger, dem wir seit Anfang 2003 die Schule zahlen, hatte als Kind durch eine Infektion sein linkes Auge verloren. Man hatte ihm gesagt, ein Glasauge könne er erst ab einem Alter von 15 bis 16 Jahren bekommen. Nach ersten Voruntersuchungen im Februar bekamen wir Operationstermine für Mai. Unser Lehrer kümmerte sich um alles und berichtete mir per E-Mail nach Indonesien: In einer ersten Operation wurde die Augenhöhle vergrößert, zwei Wochen später dann das künstliche Auge eingesetzt.

    Röntgenbild der  Knochenmarkentzündung
    Der gebrochene und vereiterte
    Arm; Februar 2004.

  • Der Armbruch eines etwa siebenjährigen Jungen beschäftigte uns über 7 Monate und kostete eine Menge Geld: Der kleine Bruder eines seit Jahren zu unseren Stammgästen zählenden Straßenjungen hatte sich im Dezember 2003 bei einem Sturz den linken Unterarm gebrochen, die Mutter hatte ihn röntgen und eingipsen lassen, ich hatte es bezahlt. Als ich Ende Januar nach Nepal zurückkam, sprach die Mutter mich auf der Straße an: Die Wunde auf dem Arm des Jungen heile immer noch nicht... Es stellte sich heraus, dass sie ihm im Dezember nach nur einer Woche (und etwa zeitgleich mit meinem Heimflug) den Gips abgenommen hatte, weil er immer jammerte und weinte, weil es juckte und ihn am Spielen hinderte. Und nun war der immer noch nicht zusammengewachsene Knochen völlig vereitert; Chronische Osteomyelitis oder Knochenmarkentzündung, deren Eiter bis nach außen durchbrach und die nicht heilende Wunde am Arm verursachte. Der Orthopäde war zunächst geschockt, dann so interessiert, dass er mit uns bis zum Chefarzt ging: Einen solchen Fall habe er in seinen vielen Jahren hier noch nicht gesehen. Zunächst bekamen wir Antibiotika (4x täglich) für einen Monat. Dann bekam er wieder einen Gips, weil die Elle alleine nicht stabil genug sei und leicht ebenfalls brechen könnte. Im Mai (nach drei Monaten und 360 Tabletten) hatte sich die Situation immer noch kaum verbessert; er bekam einen neuen Gips und andere Antibiotika. Am 31. Mai wurde er dann jedoch stationär ins Krankenhaus aufgenommen, um den Arm ruhigzustellen und besser versorgen zu können. Mitte Juli (!) war die Infektion immer noch nicht geheilt; in einer ersten Operation wurde der eiternde Knochen aus dem Arm entfernt, im Labor untersucht. Anfang August wurde in einer weiteren Operation (über die ich keine Details weiß) noch einmal der Knochen im Arm korrigiert oder gereinigt (?) Am 24. August konnte endlich in einer letzten Operation Knochen aus dem Schienbein in den Arm transplantiert werden. 10 Tage später wurde er entlassen und ist nun hoffentlich geheilt.

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Speisekarte des Mittagessens-Restaurants
Die Speisekarte des Mittagessens-Restaurants habe ich als
Foto in mein Zimmer gehängt, so dass die Kinder sich ihr
Essen hier aussuchen können und ich jedem die richtigen
Gutscheine gebe.

Nachmittagskinder: Es werden immer mehr! Nach meiner Ankunft im Januar gab ich bereits am zweiten Tag Gutscheine für 75 Mittagessen aus. Im März machte ich mal wieder "Inventur" und schrieb ins Internet: "Von den 366 in meiner Datei erfassten Kindern und Ex-Kindern sind im Moment 188 "aktiv"; d.h. dass sie entweder mehr oder weniger häufig zu mir kommen; oder dass wir ihnen (auch wenn sie nur selten kommen oder nur die Eltern zum Abrechnen kommen) die Schule bezahlen. Die Zahl der Kinder, die jeden Tag ein Mittagessen bekommen, liegt inzwischen bei mindestens 75 und maximal (bisher) 93 Kindern pro Tag." (Jahrelang schickte ich die Jugendlichen, die das Mittagessen des Vortages bezahlen, mit einem 1000-Rupien-Schein (11,76 Euro) los; sie brachten mir einen dicken Stapel der Gutscheine zurück und das passende Wechselgeld dazu. Doch plötzlich kamen sie immer öfter mit der Mitteilung, dass das Geld nicht gereicht habe...)

Eines der Straßenkinder schneidet aus den DIN-A4-Kopien neue Essensgutscheine.
Eines der Kinder schneidet neue
Gutscheine fürs Mittagessen zu.

Leider haben wir wieder viele Probleme mit dem Leim-Schnüffeln. Ein paar der älteren Müllsammler-Kinder sind völlig abhängig und wohl nicht mehr zu retten; das Zeug frisst ihnen die Lunge und das Hirn auf und ich habe es aufgegeben, ihnen das abgewöhnen zu wollen. Zugleich habe ich aber einen ganzen Schwarm von 10- bis 12jährigen, die stark gefährdet sind und die ich davon abzuhalten versuche - manchmal (zumindest teilweise) mit Erfolg. ("Erfolg" heißt, dass ich mich riesig freue, wenn einer eine ganze Woche sauber geblieben ist. Oder wenn ich gehört habe, dass einer bei den Müllsammlern war - und er kommt abends zurück und ich lasse mich anhauchen und er stinkt nicht nach Leim; hat also trotz des "Kontaktes zur Szene" widerstehen können.) Kleiner unangenehmer "Nebeneffekt" ist, dass ich meine Vormittage, die außer zu Arztbesuchen mir alleine gehören sollten, nun auch noch "veröffentlicht" habe, da ich jeden Tag drei bis fünf dieser Kinder auf allen meinen Wegen mit mir nehme, um sie den Versuchungen und dem falschen Umgang fernzuhalten

Eltern: Dass die Eltern unserer Schülerinnen und Schüler mich oder den Lehrer besuchen, wenn sie Probleme haben oder Informationen brauchen, ist inzwischen schon ganz normal. Sehr froh bin ich aber, dass sich in letzter Zeit auch immer mehr die Mütter der Nachmittagskinder "trauen" und zu mir ins Zimmer kommen; manche ein einziges Mal, um zu schauen, wo ihr Kind sich rumtreibt; manche aber auch regelmäßig, um nach den Kindern zu sehen, sie nach Hause zu holen, Probleme mit mir zu besprechen oder mir mitzuteilen, dass derjenige heute wieder nicht zur Schule ging (und ich schimpfen oder ihm Angst machen soll).
Leider kommen sie natürlich auch bei finanziellen Problemen... Eigentlich sollen unsere Gelder ja nur für Kinder und Jugendliche sein; und ich hatte mir auch mal fest vorgenommen, kein Geld mehr zu verleihen - weil ich diese "Kredite" eh nie zurück erhalte. Aber manchmal lasse ich mich eben doch wieder überreden - wenn ich denke, dass diese "Leihgabe" an die Familie vor allem den Kindern hilft. Ich gebe sie als "Kredit"; aber ich buche sie als Ausgabe. (Und sollte ich wider Erwarten einige dieser Gelder zurückerhalten, buche ich sie eben wieder als Einnahme.)
Ich schildere Dir einige "Fälle" aus meinen Abrechnungen. (Könntest Du bei solchen Problemen "nein" sagen???):

  • Die Mutter von J. S. kam fast weinend: Sie war von einem Verwandtenbesuch in Bhaktapur zurückgekommen und die Vermieter hatten ihr Zimmer mit einem Vorhängeschloss zugemacht, weil sie mit der Miete im Rückstand ist. Sie bettelte um Kredit und lieh 1100,- Rupien (13 Euro, ohne die sie die Nacht wohl auf der Straße verbracht hätten; die Kinder hätten am nächsten Morgen nicht einmal an ihre Schuluniformen gekonnt.) (Sie wollte wöchentlich 50,- zurückzahlen; aber in zwei Monaten erhielt ich nur 200,- Rupien.)
  • H. (Ex-Kind) bat um Kredit: Seit 6 Monaten die Miete (je 1300,-) nicht gezahlt. Heute (der 1. eines nepalischen Monats) werden sie rausgeschmissen, wenn er nicht min. 3 Monate zahle. Ich lieh ihm 4000,- (47,- Euro)
  • Vater von R. G. R. rief 14.2.04 abends an, kam dann ins Rest., weil er seine Frau unbedingt zum Arzt bringen müsse. Da er in einem Büro fest angestellt ist, glaube ich ihm, dass sein Gehalt am 10. Falgun = 22. Feb. kommt und ich mein Geld sofort bekommen werde. // 5.3.: Mutter: Immer noch krank, so viel Geld verbraucht, bitte bis zum nächsten Monatsanfang warten. // 20.3. kam die Mutter: Dass die Tochter an beiden Brüsten operiert wurde (ich weiß, dass das stimmt) und alles Geld weg sei. (Das Ganze dreht sich um 300,- Rupien oder 3,53 Euro.)
  • K. T.'s Bruder lieh am 1.12.03 Rs. 1000,- für die Untersuchung der Mutter (Blut- und Urintest). // 4.12. 500,- zurückerhalten. Also noch 500,- Schulden. (5,88 Euro.)
  • S. Kh.'s Mutter Rs. 1000,- geliehen für 2 Monate: Sie verkauft normalerweise im Machhendra Bahal, hatte aber für die Gelbsucht des Vaters alles Geld verbraucht; nun brauchte sie Startkapital, um wieder Obst zu kaufen.
  • U.'s Mutter lieh am 11.12.03 Rs. 500,- (Will am Straßenrand Tee und/oder Socken verkaufen.) // 1.4.04 Rs. 200,- erstattet; dort als Einnahme gebucht.

Computer: Die Kinder sind nach wie vor mit großer Begeisterung dabei. Kaum einmal wurde ich gebeten, Filme oder Fotos zu zeigen (und Computerspiele sind tagsüber ohnehin tabu); alle wollen schreiben lernen im 10-Finger-System. Über eine Stunde warten sie oft darauf, dranzukommen und ihre täglichen 15 Minuten üben zu dürfen. Bald musste ich mich weigern, weiteren Kindern dieses Lernprogramm zu erklären, denn ein Computer reicht nicht, um alle lernen zu lassen. Doch immer ergab es sich mal wieder, dass gerade gar niemand da war, der lernen sollte - und ich ließ mich überreden, wieder einem neuen oder selten kommenden Kind eine Datei anzulegen.

Beachtlich fand ich, dass sich einige der Kinder kurz vor meinem Heimflug von ihrem eigenen Geld Disket­ten kauften: Sie ließen sich das Lernprogramm zusam­men mit ihrer *.HIS (der Hi­story-Datei, die sich merkt, was der Einzelne schon ge­lernt hat) auf die Diskette kopieren, mit der sie wäh­rend meiner Abwesenheit in den Internet-Cafés (15 bis 20 Rupien pro Stunde) weiter­lernen wollen.

Bald hatte ich über 100 Kinder, die irgendwann einmal mit dem Schreibtraining angefangen hatten. - 100 mal 15 Minuten wären 25 Stunden täglich! Erschwerend kam hinzu, dass ich täglich ab 17 Uhr das Schreibtraining stoppen musste, weil die Jugendlichen auf eben diesem Computer die Mitgliedsausweise (s.u.) erstellen: Ich brauche mehr Computer! Per e-mail bettelte ich bei allen, die ich kenne - zunächst ohne Erfolg. Meinem Bruder gelang es dann über seine Kollegen einige uralte Notebooks aufzutreiben. Und Freunde oder die Verwandten von Freunden nahmen mir über den Sommer bereits drei Notebooks mit nach Nepal. Allerdings sind diese wirklich alt; z.B. ein 386er mit Windows 3.1: Die reichen also tatsächlich nur für den Schreibtrainer. Ein Netzwerk kann ich damit nicht aufbauen und auch keine Fotos bearbeiten oder Ausweise erstellen lassen. Glücklicherweise schenkte man mir gerade diese Woche noch ein viel besseres Notebook (Windows 98 mit 64 MB), so dass ich jetzt wenigstens einen Computer für Bild- und Ausweis-Bearbeitung habe. Denn mein eigenes altes Notebook gab leider in Indonesien den Geist auf und scheint tatsächlich nicht mehr zu reparieren zu sein.

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Einer der Mitgleidsausweise.

Wichtige Neuerungen:

Mitgliedsausweise für alle unsere Schüler/innen und regelmäßigen Besucher: Die Überlegungen, die zu diesem Schritt führten, kamen aus zwei Richtungen: Zum einen werden gerade die Straßenkinder oft unbegründet und in ganzen Gruppen von der Polizei festgenommen ("weil in der Gegend was geklaut wurde"); oder ein Kind verunglückt und landet im Krankenhaus. In beiden Fällen erfahre ich davon nur, wenn dieses Kind zufällig die Telefonnummer unseres Hotels auswendig weiß (und es die Polizei überreden kann, mich anzurufen); oder wenn andere Kinder zu mir kommen, um mich zu informieren.
Zum anderen will ich den Kindern ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl vermitteln. Denn ich halte nichts von der bei allen in Nepal tätigen Hilfswerken sehr beliebten Strafe des "OUT": Ein Kind, das raucht oder Leim geschnüffelt hat, fliegt raus oder darf für eine bestimmte Zeit nicht mehr kommen. - Dann hängt es erst recht unkontrolliert auf der Straße rum, hängt am Leim, gerät an die Drogen ... Andere Möglichkeiten, ein Kind zu bestrafen oder zu sanktionieren, sind sehr beschränkt. Und ich hoffe, die Kinder so stolz auf ihre "ID-Cards" werden zu lassen, dass das zeitweise Einbehalten des Ausweises (ohne das Kind vom Kommen auszuschließen) eine "Strafe" wird, die mir bei meiner Arbeit hilft.
 

noch nicht abgeholte Ausweise
So hängen die noch nicht abgeholten
Ausweise neben meinem Schreibtisch.

Falls Dich die "Technik" interessiert: Ich habe eine "Visitenkarte" von 5x8,7 cm entworfen; drei davon untereinander kopiert zu einem "Foto" von 10x15 cm. Diese schreibgeschützte Vorlage öffnen die Kinder, speichern sie im Photoshop-Format mit einem langen Dateinamen, der sich aus den Namen der drei zu bearbeitenden Kinder zusammensetzt. Wenn das "Foto" (= 3 Ausweise) fertig ist, konvertiere ich es wieder in JPG mit geringster Kompression, kopieren es in meine Digitalkamera und bringe es ins Fotolabor. Deren Belichtungsgerät belichtet normales Kodak-Fotopapier; es ist also kein Computerausdruck und ich hoffe, dass die Ausweise dadurch relativ fälschungs­sicher sind. (Jedes Foto kostet knapp 36 Cent; jeder Ausweis also 12 Cent; dazu 5,3 Cent für die Hülle ...)

Erste Erfolge zeigten sich schon bald: Seltene Besucher kommen auch aus weiter entfernten Stadtteilen, damit ich sie fotografiere und ihnen den Ausweis machen lasse. Die neueren Kinder wetteifern darum, wer schon lange genug kommt und genug Vertrauen erworben hat, um auch einen Ausweis zu bekommen. Ein langhaariger 17jähriger geriet auf dem Heimweg von unserem gemeinsamen Abendessen in eine Polizeikontrolle und konnte nach Vorzeigen des Ausweises unkontrolliert weitergehen. - Und ein ganz ungeplanter Nebeneffekt: Busschaffner, die nicht so ganz genau hinschauen, halten die Karte für einen Schülerausweis und die Kinder fahren zum halben Preis.

Noch ein "Nebeneffekt": Drei unserer Schüler haben inzwischen die Arbeit mit Word und Photoshop so weit erlernt, dass sie die Ausweise selbständig herstellen. Ich kopiere nur die Passbilder der zu bearbeitenden Kinder in das einzige Verzeichnis meines Computers, auf das sie von "ihrem" Computer aus Zugriff haben; und sie montieren die Fotos und die Namen (in Englisch und Nepali) in die vorbereitete Datei, schieben alles an die richtigen Stellen, speichern es ab...
Bis zu meinem Heimflug hatten 124 unserer Kinder ihren Ausweis erhalten. (Von den zu der Zeit 188 "aktiven" Kindern hatten all die (noch) keinen Ausweis bekommen, die entweder noch zu neu waren und die ich noch nicht gut genug kenne; sowie all die, die in ihrem eigenen Umfeld leben und zu uns nur zum Abrechnen ihres schulischen Bedarfs kommen)

Handy: Ich habe noch nie ein Handy besessen und bin eigentlich kein Freund davon. Aber mit dem Ausstellen der Ausweise entwickelte sich die Idee ganz von selber: Auf den Ausweisen stand die Telefonnummer des Hotels, wo ich nur fünf Monate im Jahr und täglich erst ab 13 Uhr zu erreichen bin. - Ich hatte gedacht, viele Deutsche hätten alte Handys, die sie nicht mehr brauchen; aber auf meinen Aufruf reagierte zunächst niemand. Ein einziges Handy bekam ich dann doch noch geschenkt - aber das sollte für einen ersten Versuch ja auch ausreichen. Eigentlich war ich davon ausgegangen, das Handy kaum mal zu benutzen; ich wollte nur für Notfälle erreichbar sein und hatte mich in erster Linie erkundigt, wie lange die Prepaid-Karte gültig bleibt, wenn man die Einheiten nicht verbraucht. - Aber dann kam es ganz anders! Seit diese neue Telefonnummer auf den Ausweisen steht, notierten Väter, Mütter und LehrerInnen sich diese. Vor allem Mütter riefen immer wieder an: Wann die Tochter, die noch nicht nach Hause kam, bei uns aufgebrochen sei, ob der Sohn bei uns übernachte oder sich draußen rumtreibe, ob ihr Kind bei uns zu Abend esse oder schon auf dem Heimweg sei... Kinder, die einen Unfall hatten, gingen ins nächste Geschäft und mit dem so "offiziell" wirkenden Ausweis und der immer erreichbaren Nummer wurde ich sofort informiert.
Dann waren drei Kinder verschwunden, eine der Mütter rief mich an, kam dann zu mir. Ich rief zusammen mit ihr verschiedene Heime und Hilfswerke an, die fragten in ihren Filialen nach und riefen mich zurück. Als wir die Drei endlich gefunden und ihre Mütter sie wieder abgeholt hatten, schrieb ich im Internet: "Ich habe in diesem Fall etwa 100 Rs. ver-telefoniert; und am Abend war der Akku, der bisher immer gut drei Tage hielt, fast leer. - Was bin ich froh über das Handy!!! - Wenn ich für jedes dieser Gespräche nach unten an die Rezeption hätte gehen müssen..." - Aber auch: "auf dem Rückweg vom Abendessen rief einer der Jugendlichen mich schon wieder an - stockbesoffen vor Liebeskummer; und fluchend und schreiend über die dortigen Sozialarbeiter, die ihm immer nur erzählen, dass er zu alt sei und endlich nicht mehr zu ihnen kommen solle. (Permanent erreichbar zu sein, hat also auch Nachteile ...!)"
Auch sparte es mir viele Wege, wenn ich z.B. unserem Lehrer eine SMS schicken konnte, dass er auf dem Weg zu uns noch diese und jene Schreibwaren oder wieder mal ein Dutzend Seife mitbringen solle. Und als eine erzürnte Mutter ihrem 14jährigen Sohn einen Wasserkrug auf den Kopf geschlagen hatte und andere Kinder mich deswegen anriefen - war ich zufällig im Krankenhaus und wollte gerade nach Hause gehen: "Herbringen! - Ich warte schon auf Euch."
Als ich das erste Mal eine neue Karte kaufen musste, rechnete ich nach und notierte mir: "Ich habe also in 18 Tagen 520,- Rupien verbraucht. Keine privaten Gespräche von mir..." Das sind etwa 80 Minuten; ein Gegenwert von 6,11 Euro. Und als ich Nepal Ende März verließ, zeigte das Gesamt-Zählwerk, dass ich mit dem Handy in zwei Monaten insgesamt über 7 Stunden telefoniert hatte.

Eigenes Haus? Die seit Jahren immer weiter steigende Zahl der Kinder hatte leider zur Folge, dass die Hotelchefin immer häufiger schimpfte, immer unfreundlicher wurde: Auch 80 Mal Hände waschen verbrauche mehr Wasser als früher 20 Kinder duschen. Und der Lärm und der Schmutz ... - Ab Herbst 2004 werde ich in diesem seit Jahren lieb gewordenen großen Zimmer mit seinem großen Vordach nicht mehr wohnen dürfen.
Jahrelang habe ich mich dagegen gewehrt, ein Zimmer oder ein Haus zu mieten: Ich müsste alle Möbel selber kaufen, den Strom abrechnen, selber für Wasser sorgen. Ich müsste für die Monate meiner Abwesenheit für Aufsicht und Sicherheit sorgen... Aber da ich nicht davon ausgehen kann, dass ich eine andere Pension finde, die mich mit 90 Kindern täglich akzeptieren wird, musste ich mich nun mit dieser Idee anfreunden. (Ein kleines Häuschen für 12 Monate würde nicht viel mehr kosten als das Pensions-Zimmer für 5 Monate; nur der organisatorische Aufwand ist eben höher...)

Das Haus, das ich angemietet hatte.
"Mein Haus". (Der Schuppen rechts vorne gehört nicht dazu.)

Als wir im Vorjahr nach einem Unterrichtszimmer für den Lehrer gesucht hatten, war mir unter anderem ein "Haus" angeboten worden, das für den Zweck viel zu groß und auch zu teuer war - das mir aber seitdem nicht mehr aus dem Kopf ging: Ein Schuppen (oder ein "Loft"?); 70 Quadratmeter ohne Zwischenwände, Wellblechdach. Das schaute ich mir nun wieder an, sprach mit dem Besitzer. Diesmal log ich nicht und sagte ihm gleich, dass dort bis zu 90 Kinder täglich zu Besuch kommen werden. Aber obwohl sein eigenes Haus auf dem gleichen Grundstück steht und er den Lärm ganz sicher mitbekommen wird, ließ er sich erstaunlicherweise nicht abschrecken. Doch dann musste er noch mit seiner Familie beraten; dann war der derzeitige Mieter nicht zu erreichen und ich konnte das Haus nicht von Innen besichtigen... Die letzten Tage vor meinem Heimflug waren recht nerven­aufreibend. Aber schließlich hatte ich einen Fünf-Jahres-Vertrag in der Tasche und schrieb ins Internet:

Es hat sich viel getan, seit ich dies hier schrieb. Dieses Haus konnte ich nicht beziehen!
Schaut wegen der weiteren Entwicklung bitte im "AKTUELLES" nach.

"...schwanken meine Empfindungen vom einen Extrem zum anderen: Einmal frage ich mich, ob ich verrückt sei, ... - Wie viel Arbeit und wie viel Geld werde ich da noch hineinstecken müssen? Werde ich den ganzen Herbst nur mit Bauen und Einrichten verbringen und gar keine Zeit für die Kinder haben??? (Denn ... Zwischenwände und alles Weitere "muss" ich selber einbauen lassen.) Zum Anderen "tanze" ich in meinen Träumen, endlich etwas "Eigenes" zu haben; denn ich DARF Zwischenwände und alles Weitere nach meinen eigenen Wünschen einbauen lassen. Ich plane zur Zeit ein Unterrichtszimmer, ein Spielzimmer, einen Lagerraum, usw.). Vor allem in den letzten Tagen träumte ich von dieser Zukunft: Nie mehr ein Hotelzimmer räumen zu müssen; nie mehr alle meine Sachen in Kisten und Koffer zu verpacken. Ich werde viele Schränke haben und bei meiner Abreise einfach alles abschließen. Und wenn ich wiederkomme, werde ich nicht eine ganze Woche damit beschäftigt sein, alles wieder auszupacken und einzuräumen; - einfach die Schränke aufschließen und loslegen..."
Über den Sommer habe ich viele Pläne gezeichnet, geändert, verworfen. Ein ehemaliger Klassenkamerad und Bauingenieur gab mir viele gute Tips und Ideen. Mitte September begann die Laufzeit meines Mietvertrages und inzwischen haben Mukesh und der Lehrer das Haus zusammen mit einem nepalischen Architekten besucht. Nun warte ich auf die endgültigen Pläne.

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Indonesien im Sommer 2004:

Für Anfang Mai hatte ich mal wieder den billigsten Flug gebucht: China Airlines mit Umsteigen in Taiwan. Allerdings hatte ich mir keine Gedanken über die genaue Route gemacht und so war ich überrascht, als wir von Frankfurt Richtung St. Petersburg flogen! Und da die Fluggesellschaft von Taiwan nicht über die Volksrepublik China fliegen darf, ging es bis ins fernste Sibirien, fast bis nach Japan und dann über Südkorea nach Taiwan! (Von dort dann schnurgerade nach Süden; über Manila und Borneo nach Bali.)
 

Kadeks Beine, Prothese und Schuhe
Kadeks gerade reparierte Prothese. Und im
Hintergrund der Spezial-Schuh für den rechten Fuß.

Nach wenigen Tagen Auspacken und Eingewöhnen fuhr ich wieder nach Candi Dasa in Ost-Bali, wo ich Urlaub machen, lesen und schreiben wollte. Und natürlich besuchte ich von dort aus unsere balinesischen Schülerinnen und Schüler. Ich rechnete die im Vorjahr bei ihnen gelassenen Gelder ab und erfuhr (nur mündlich; aber ich glaube ihnen) die Noten der Zwischenzeugnisse vom Januar. Nur aus meiner "ganz faulen" Woche wurde leider nichts: Kadeks Spezialschuhe waren so verschlissen, seine Prothese viel zu kurz und auch kaputt. Glücklicherweise gibt es eine neue Umgehungsstraße von Klungkung direkt nach Sanur. So konnten wir in Candi Dasa wohnen und je einmal zum Bestellen und zum Abholen der Prothesen Denpasar in einem Tagesausflug erreichen.

Meine Ankunft auf Lombok erstaunte selbst mich: Nach wenigen Minuten waren bereits 15 Kinder in meinem Zimmer, bis zum Abend hatte ich schon 35 getroffen. ("Jürgen ist nach Hause gekommen!" sagte eines der Mädchen.) // Eine weniger schöne Überraschung bereiteten mir meine technischen Geräte. Seit Candi Dasa ließ sich das alte Notebook (auf dem die Kinder lernen sollten) nicht mehr einschalten; mit Ankunft auf Lombok gab meine Armbanduhr den Geist auf; und wenige Stunden später die Videokamera. Keines dieser Geräte ließ sich (obwohl es dort gute Spezialwerkstätten gibt) reparieren. (Die Videokamera hatte noch Garantie und ist inzwischen wieder in Ordnung; eine neuen Uhr kaufte ich mir vor Ort.)

 

Den üblichen Tagesablauf auf Lombok sowie mein Vorgehen bei der Auswahl neuer Schüler/innen beschrieb ich im Jahresbericht 2003. Dies will ich hier nicht schon wieder schildern.

In den nächsten fünf Wochen verbrachte ich die gemütlichste Zeit des ganzen Jahres. Ich sammelte Informationen über alle Kinder und Jugendlichen, besuchte die Familien, machte neue "Passbilder" für meine Datei. Und mit bis zu 35 Mittagessen täglich und durchschnittlich 30 Abendessen gab es auch genug zu tun. Aber es war alles keine "Arbeit", ließ mir viel Zeit, um zu lesen, zu spielen, im Garten oder am Strand zu sitzen.
Dabei wurde mir (und uns allen) in den ersten Tagen sehr stark bewusst, wie sehr sich die Kinder im vergangenen Sommer auf den Computer eingestellt hatten (und viel Zeit nur damit verbrachten, darauf zu warten, an der Reihe zu sein). Es dauerte einige Tage, bis sie wieder die alten Spielsachen entdeckten, wieder Puzzle legten, malten und sich über Yoyos und Gesellschaftsspiele freuten. Aber dann stellten sie sich gut um und nach einiger Zeit wurde gar nicht mehr nach dem Computer gefragt.

Medizinisch hatte ich mal wieder den ganzen Sommer extrem wenig zu tun: Mehrere Zähne gefüllt; - und einem 14jährigen musste ich leider bereits einen bleibenden Zahn ziehen lassen. Mumps ging wie eine Epidemie über Wochen durch die Schulen; aber da gab es nichts zu behandeln, nur viel zu erklären. 3 schwerhörige Kinder ließ ich endlich untersuchen; aber die haben kaputte Trommelfelle und solange sie nicht aufs Schwimmen verzichten, werden diese Ohren sich immer wieder entzünden. Mehrmals Hautpilz, einen Armbruch. Sonst gab es nicht viel zu tun.

Große Freude bei der Zeugnisausgabe:
Der Schüler, der letztes Jahr die Grundschule als Klassenbester abschloß, hat geschafft, was ich noch nie erlebte: Bisher musste ich immer davon ausgehen, dass auch der Beste aus diesen einfachen Dorfschulen in einer zentral gelegenen Mittelschule in der Konkurrenz von Mitschülern aus besseren Grundschulen zumindest im ersten Jahr auf den hinteren Plätzen rangiert. Doch dieser hier hat es tatsächlich geschafft, gleich in der ersten Zwischenprüfung und auch jetzt bei der Versetzung beide Male wieder Klassenbester zu sein.
[Die Schule gilt als streng und schwierig mit 15 verschiedenen Fächern. (Die meisten Mittelschulen haben zwischen 9 und 11.) Da die Note 10 so gut wie nie vergeben wird, kann man die 9 als die bestmögliche Note betrachten. 15 Fächer mit "9" wären 135 mögliche Punkte. Von diesen hat er 122 (oder 90,37%!) bekommen.]

Am 3. Juli gab es die Versetzungszeugnisse - und von diesem Tag bis zu meiner Abreise hatte ich kaum noch Freizeit. Zunächst ließ ich mir von allen (auch den vielen, die sich inzwischen neu um Hilfe beworben hatten) die Zeugnisse bringen und gab alle Details in die vorbereiteten Tabellen ein. Schon zwei Tage später begannen die Anmeldungen, dann Prüfungen, dann Orientierungstage für die Schüler/innen, die in die Mittelschule wechselten. (Und ich musste diesen immerhin 15 Kindern/Jugendlichen Gelder mitgeben, abrechnen, beim Ausfüllen der Formulare helfen...)
Inzwischen ließ ich mir von allen ihre Uniformen, Taschen und Schuhe bringen, um zu entscheiden, was repariert werden kann und was neu gekauft werden muss. Danach schrieb ich für jede/n einen Einkaufszettel. An einem Tag charterte ich zwei Mikrobusse und fuhr mit 37 Kindern und Jugendlichen in die Stadt: 12 gingen zum Friseur und jede/r suchte sich an unserem Stamm-Geschäft die Sachen aus, die auf seinem oder ihrem Zettel standen. Dann kontrollierte ich mit dem Chef alle Einkäufe, händigte sie den Kindern aus, kassierte die Zettel, anhand derer wir abrechneten. Bis ich alles bezahlt hatte, hatten die Kinder schon zu Mittag gegessen; dann fuhren wir zurück. (Für Schüler/innen, die an diesem Tag nicht konnten oder zu weit entfernt wohnen, fuhr ich in den folgenden Tagen noch viele Male in die Stadt.)
 

Als Beispiel kurze Beschreibungen zu einigen (wenigen) der neu aufgenommenen Schülerinnen und Schüler:
Einen Grundschulabsolventen, der seit über einem Jahr fast täglich zu uns kommt, und dessen Vater chronisch krank ist und nicht mehr arbeiten kann. Die Mutter hält die große Familie mit einem kleinen Laden über Wasser und erlaubt dem Sohn die Mittelschule nur, wenn ich sie bezahle.
Einen jungen Mann, dem der Vater bisher zwölf Jahre Schule finanzierte; der in fast allen Zeugnissen auf dem 1. oder 2. Platz lag und jetzt den Abschluss machte: Er möchte Grundschul-Religionslehrer werden und wir werden ihm zwei Jahre an der islamischen Fachhochschule bezahlen.
Je eine Schwester und Cousine eines Jungen, der seit langem zu uns kommt und dem ich seit 2003 die Schule bezahle. Erst spät erfuhr ich, dass die beiden Mädchen auch in der 6. Klasse sind und noch bessere Noten als er selbst haben.
Die Klassenkameradin eines unserer Mittelschüler (jetzt in die 3. Klasse = 9. Schuljahr versetzt), der die Eltern androhen, dass sie den Schulbesuch jetzt beenden muss, weil sie es nicht mehr bezahlen können.
Eine Vierzehnjährige, die bereits vor zwei Jahren die Grundschule mit guten Noten abschloss und unbedingt Lehrerin werden möchte, die aber erst jetzt von anderen erfuhr, dass ich so etwas finanzieren kann. (Jüngste von 8 Kindern; Vater chronisch krank; ältester Bruder ernährt - obwohl selbst verheiratet - die ganze Familie.)

Schreibwarenvorräte
Schreibwarenvorräte in meinem
Zimmer - kurz vor dem Verteilen.

Schon seit einer Woche hatte ich jedesmal, wenn es mir gelang, ganz alleine in die Stadt zu fahren, einen ganzen Karton Schreibwaren hinter mich aufs Motorrad schnallen lassen. Nun stapelten sich unter meinem Bett mehr als 1300 Schreibhefte, je 5 Dutzend Lineale, Kugelschreiber, Radierer, Spitzer, usw. Dazu Buntstifte, Filzschreiber, Malhefte in verschiedenen Größen ...
Vorgestern hatten mir einige Kinder und ein Jugendlicher geholfen, anhand der vorbereiteten Buchungs-Liste all diese Schreibwaren zu sortieren, zusammenzutragen und für jede/n Schüler/in eine bereits mit dem Namen beschriftete Plastiktüte zu füllen. So konnte ich nun nach dem Kleidungseinkauf innerhalb einer halben Stunde fast alle Schreibwaren austeilen und die Kinder anschließend nach Hause schicken.

Wenn ich Dir jetzt sage, dass ich in zwei Wochen mehr als 11 Millionen Rupien für die Kinder ausgab, dann musst Du Dich nicht unbedingt nach dem Wechselkurs und dem Gegenwert erkundigen: Ich möchte Dich vielmehr bitten, Dir Folgendes zu überlegen: Eine Schuluniform kostet 30.000,- Rupien; und ein Bleistift im Großhandelsgebinde nur 209,- Rupien - und wie viel Arbeit macht es und wie viele Buchungspositionen ergibt es, mit solchen (kleinen) Beträgen 11 Millionen zu verbrauchen und abzurechnen.

Aus meinem Tagebuch:
Vor 10 Uhr in der Mittel­schule und fast eine Stunde beschäftigt (mit vielen interessanten Gesprächen, lustigen Blödeleien und interessierten Fragen der Lehrer/innen zwischen­durch) bis wir für 15 Schüler nachgeschaut hatten, wie viel sie bei der Anmeldung schon zahlten; und dann ausrechneten, was noch zu zahlen ist: Für die Zwangsspende für den Sportplatz-Neubau und die Schulgebühren für ein Jahr zahlte ich pro Kopf zwischen 182.000 und 236.000; insgesamt 3,174 Millionen. (1 Euro = 10.700 Rupien.)

Als nach zwei Wochen die Ferien zu Ende gingen, alle wieder in der Schule waren und ich Montag Morgen ganz alleine in meinem Hotelzimmer saß (und für ein gemütliches westliches Frühstück nach Senggigi fuhr), dachte ich wirklich, einiges geleistet und das Wichtigste geschafft zu haben. Aber es nahm noch lange kein Ende. - Im Internet schrieb ich über diese Zeit: "... und abends war ich so müde, dass ich einmal am Computer und zweimal auf der Bettkante sitzend schon gegen Mitternacht einschlief und erst gegen 5 Uhr aufwachte und die Lampen ausmachte."

Verspätete neue Schüler/innen; einer wollte die Schule wechseln, hatte aber sein Zeugnis verloren; ein anderer hatte sich zu spät angemeldet, war an der Schule seines Wunsches nicht angenommen worden, wollte jetzt unbedingt wechseln.

Eltern-Versammlung in einer Mittelschule
Elternversammlung unter provisorischen Zeltdächern
im Innenhof einer Mittelschule

Schulen luden die Eltern zu Informations­veranstaltungen ein - und die Kinder schreib-unkundiger Eltern baten mich, als "Erziehungs­berechtigter" daran teilzunehmen. (Eine Mittelschule, an der wir für 17 Jugendliche zahlen, adressierte das Schreiben sogar direkt an "Mr. Jugen; den Verantwortlichen für die Gruppe ...")

Langsam wurde es gemütlicher, ich kam wieder zum Spielen und zum Lesen. Aber immer noch fuhr ich oft in die Stadt und etwa dreimal wöchentlich zu einer Schule. Diese hatten inzwischen die Schulgebühren (bzw. deren jährliche Erhöhung) festgesetzt und so begann ich, überall gleich für das ganze Schuljahr zu zahlen.
 

Zum Abschluss des indonesischen Sommers - und als Zusammenfassung eines ganzen Jahres - etwas "Statistik":
Als ich 2003 von Indonesien nach Hause flog, zahlten wir 43 Kindern und Jugendlichen die Schule.
Zwei von diesen waren in der 12. Klasse, haben jetzt die Schule abgeschlossen und arbeiten bereits.
Zwei Mittelschüler und eine Mittelschülerin gaben den Schulbesuch zwischen September und Januar auf. (Faulheit.)
Zwei Mittelschüler flogen von der Schule; einer davon hat jetzt an einer anderen Schule noch einmal neu begonnen.
Zwei Schüler (5. und 7. Klasse) blieben sitzen und müssen die Klasse wiederholen. 18 Schülerinnen und Schüler und einen Studenten nahm ich neu auf.
Nun finanzieren wir also in Indonesien 56 Kindern und Jugendlichen die Ausbildung: Fünf auf Bali und 51 auf Lombok.
(Und natürlich zahlte ich wieder allen nachmittags regelmäßig kommenden Grundschülern die Schulgebühren für ein Jahr und eine Grundausstattung an Schreibwaren.)

Am 10. August feierte ich mit den Kindern mein ganz privates kleines Jubiläum: Heute vor genau 20 Jahren war ich zum ersten Mal auf der damals noch recht unbekannten Insel Lombok angekommen. In nur 3½ Tagen hatte ich mich so in die hiesigen Menschen und ihre Mentalität verliebt, dass ich bereits im September neue Gruppenreisen für den kommenden Sommer vorbereitete, mir im Dezember ein Lehrbuch der indonesischen Sprache kaufte. - Seitdem war ich jedes Jahr hier.

Seit Anfang August hing ein Plakat neben der Tür zu meinem Zimmer, das allen mitteilte, wann ich abreisen werde; und das sie für den letzten Sonntag zu einem großen Treffen einlud. Ich stellte alle Schüler einander vor, machte die Neuen mit Amir bekannt, der sie während der neun Monate meiner Abwesenheit versorgen wird. (Sein Sparbuch hatte ich längst gut gefüllt.) Ich erklärte (wieder einmal) die Regeln, die Abrechnungen; was wir zahlen und was nicht.
 

Noch ein Abschied:
mein ur-alter Helm
Diesen Helm kaufte ich, als ich
fast 16 Jahre alt war und
meinen "Vierer" Führerschein
machte. Seit in Indonesien Ende
der 80er Jahre die Helmpflicht
eingeführt wurde, hatte ich ihn
dort benutzt. Doch nun war er
so verschlissen, dass ich ihn
wegwarf und mir nächstes Jahr
einen Neuen kaufen werde.

Für den 24. August hatte ich meine Abreise angekündigt - sie aber erst für den nächsten Tag geplant. Das ließ mir einen Tag Zeit ohne Abrechnungen, ohne Fahrradreparaturen, ohne Bücherbestellungen. - Zeit zum Packen.
Nach genau drei Monaten und drei Tagen verließ ich Lombok. Nach dortiger islamischer Tradition verabschiedeten sich viele Kinder mit einer tiefen Verbeugung, bei der sie ihre Stirn auf meinen Handrücken drückten. - Das half, den Blick in oft feuchte Augen zu vermeiden.

Auf Bali blieben mir noch 10 Tage. Wieder besuchte ich alle Schüler/innen, rechnete im Mai hinterlegte Gelder ab, deponierte Geld, das ihnen bis ins nächste Jahr reichen muss - und erfuhr nur gute Ergebnisse: Einer schloss die Oberschule ab und fand bereits Arbeit. Einer wurde nach gutem Abschluss der Mittelschule ohne Aufnahmeprüfung an der Fach-Oberschule mit Fachrichtung Automechanik angenommen. (Mit den vielen Praktika dort wird er nach drei Jahren sofort arbeiten können und keine Fachhochschule mehr besuchen müssen.) Und auch die vier anderen Schüler/innen wurden mit recht guten Noten versetzt.
 


 
Seit 4. September bin ich wieder in Deutschland. Am 10. Oktober werde ich nach Nepal fliegen.

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Organisatorisches

Auch dieses Jahr endet mein Bericht mit "Organisatorischem" und ein bisschen "Werbung":

Geplante Reisen

Ich bin ja kein Reiseveranstalter. Es gibt keinen Katalog und kein festes Angebot, so dass Du einfach eine Reise buchen könntest. Wenn Du aber mit einem Kreis von Freunden eine Reise in eines der Länder, die ich so liebe, planst, will ich gerne Euer Reiseleiter sein und auch alles vorbereiten und buchen. (Oder nur vorbereiten, falls Ihr mit wenigen Personen ohne meine Begleitung fahren möchtet.)

Zur Zeit habe ich gar keine Gruppen geplant. Auch für die bereits angebotene Reise nach Nepal und Tibet im Oktober 2005 hat sich bisher noch niemand interessiert.

Ich weiß, dass man zur Zeit über Nepal und Indonesien viel Negatives liest und hört. Ich kann Dir aber versichern, dass vieles übertrieben wird und dass es in beiden Ländern Gegenden gibt, die man problemlos bereisen kann. Wenn Du also Interesse hast, melde Dich bitte; ich arbeite Euch gerne eine Reise aus.
 

E-Mail / Homepage / unsere Kinder im Internet

Hier standen in der gedruckten Version vor allem Informationen für alle, die meine Homepage noch nicht besucht haben oder deren e-Mail-Adresse ich nicht kenne.
Dir möchte ich hier vor allem empfehlen (wenn Du Zeit und Interesse hast), regelmäßig "Aktuelles" anzuklicken: Wenn ich unterwegs bin, schreibe ich durchschnittlich wöchentlich Aktualisierungen, berichte über Operationen, schulische Prüfungen, Probleme und Erfolge.
 

Kontonummer

Wenn Du helfen kannst und willst, daß ich so weiterarbeiten kann wie bisher (oder noch mehr): Dann notiere Dir bitte meine Kontonummer:

Konto Nummer 34095671 (Jürgen Dahm)
bei der Sparkasse Rhein Neckar Nord
BLZ 670 505 05

Text-Foto: 50. Geburtstag und 25 Jahre in Asien unterwegs.

Danke !!!

Und wieder einmal muß ich erklären: Ich freue mich auch über Post (mail, usw. ...), wenn kein Scheck beiliegt !
Wenn ich nur erfahren darf, dass Euch meine Berichte interessieren und Ihr sie auch in Zukunft erhalten möchtet...

Damit sage ich wieder einmal Tschüß!

 
Jürgen Dahm

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Ergänzungen:

Bitte schaut auch weiterhin regelmäßig für neueste Informationen auf die Seite "AKTUELLES" !
 
 


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