Tagebuch vom 6.-7. Juli 2004

06.07.04
Erst um halb 8 waren die ersten Kinder wach und wollten rausgelassen werden. Gegen 8 Uhr stand ich auf.
Eine neue Schülerin wartete bereits draußen, wollte Geld, um sich an der Mittelschule anzumelden. Ich bestellte sie für morgen ein, da ich mit zwei Älteren 9 neue Mittelschüler auf einmal zum Anmelden schicken will.
Ida kam, die Geld für die Anmeldung brauchte, zusammen mit Mahani, der ich gestern zu wenig gegeben hatte (weil sie zusammen mit Schülerinnen einer billigeren Schule kam und ich allen den gleichen Betrag gab).
Udin kam, nachdem ich ihn gestern Abend angeschissen hatte, weil ich ihn seit Wochen rufen lasse und er nicht kommt. Jetzt kommen die letzten Tage, um sich an einer Schule anzumelden; also musste er kommen, wenn er will, dass ich ihm noch einmal helfe. Ich ging mit ihm Mardins Abrechnungen durch, besprach noch anderes. Dazwischen brachte Muhammad sein Zeugnis, Ripai brauchte einen neuen Schlauch fürs Fahrrad, Usnadi neue Kugellager für die gestern Abend plötzlich festgefressene Lenksäule. Habib kam und entschuldigte seine Mutter, die ich einbestellt hatte; die könne erst am späten Nachmittag kommen.
Ripai fuhr nach Hause, um den Ersatz für seinen verlorenen Fahrradschlüssel zu holen, von dem ich eine Kopie machen lassen soll; und zugleich nach Umar zu schauen, der angeblich nicht versetzt wurde und sich nicht zu kommen traut.
Bis halb elf ging es absolut rund; dann jagte ich alle weg und fuhr mit Sarinah und Usnadi erst zur Mittelschule und dann in die Stadt. An der einen Schule holte ich nur Informationen und die Anmeldeformulare für unsere (mindestens) 9 neuen Mittelschüler/innen. An der anderen erhielt ich leider Udins Schulwechsel-Antrag nicht, weil sein Zeugnis (das er verschlampt hat) nicht aufzufinden war und der zuständige Mann sich heute frei genommen hatte. Wörterbuch gekauft, Schul-Zertifikate eingeschweißt, Zigaretten und Zahnpasta gekauft, Feuerzeuge gefüllt, eine Hühnersuppe gegessen, Sandalen und neue Uhr-Batterie für Sarinah, dann wieder nach Hause.
Dort saß glücklicherweise wartend Umar: Der hatte mit fünf Fünfern die Versetzung nicht geschafft, muss die 5. Klasse wiederholen. Die Kinder hatten mir erzählt, der sei so sauer gewesen, habe sein Zeugnis zerfetzt und wolle nicht mehr zur Schule (was ich nicht erlauben würde). Nun hatte er sich endlich zu kommen getraut und sagte, er sei so verzweifelt gewesen, dass er das Zeugnis zerriss; er wolle gerne weiter zur Schule gehen; ob ich ihm helfen könne, damit die Lehrer ihm ein neues Zeugnis ausstellen.
Dann ging's gleich wieder rund; kaum abgerechnet, kamen andere Schüler; Nachzügler brachten ihr Zeugnis, manchen hatte ich gestern zu wenig Geld für die Anmeldung gegeben. Dann kam Amir und brachte mir die Zeugnisse von zwei Neuen, für die er um Hilfe bat; - und am Abend noch zwei weitere, die er mir schon ankündigte, von denen er aber die Unterlagen noch nicht vollständig hatte: Drei Grundschulabsolventen nahm ich an; eine, die mit recht schlechten Noten jetzt auf die Oberschule will, lehnte ich ab. Dann kam endlich mal wieder Emis, kriegte mehrere Anschisse, weil sie mich seit einer Woche nervt und erst jetzt ihr Zeugnis bringt. Aber dann blieb sie lange, wir hatten viel zu tun, arbeiteten gut zusammen, arbeiteten endlich ihre ganzen Abrechnungen von Mardin durch.
Emis und Mustadi hatten mir je eine/n Mitschüler/in mitgebracht, für die sie um Hilfe baten, weil sie jetzt in die Oberschule wechseln; irgendwann zwischendurch hatte ich auch deren Zeugnisse ausgewertet, alles notiert und mich recht lange mit ihnen alleine unterhalten.
Ich weiß nicht, was sonst noch alles kam...; es war ein richtiger Arbeitstag und ich war recht kaputt - und fast froh, als kurz nach 18 Uhr der Strom ausfiel und ich "gezwungen war", mich vor der Tür untätig in den Bambussessel zu setzen.
Kein Strom = kein Koranunterricht. Also kamen die ersten Kinder schon recht bald. Der Generator des Hotels ist kaputt, also blieb es dunkel. Ich erzählte Geschichten und wir sangen lustige Lieder. Und dann gingen wir recht zeitig zum Abendessen.
Dort kam Amir mit zwei Söhnen und den beiden anderen Zeugnismappen - und brachte endlich Sahrudin mit, der sich mit zwei Fünfern wohl nicht alleine zu kommen getraut hatte. (Aber die schlechten Noten erfahre ich über die "Buschtrommel" immer schon lange bevor die Kinder oder Jugendlichen endlich kommen...)
Im Hotel dann also diese drei Zeugnisse und das erst jetzt gekommene von Ida ausgewertet und in den Computer eingegeben. Bis die gingen, war es 21.30 Uhr und ich begann mit den Routinearbeiten; Kalender aufräumen, Notizen auswerten, Tagebuch schreiben, für morgen planen. Sup schlief schon seit vor neun Uhr, die beiden anderen gingen um 10 Uhr ins Bett und schliefen sofort. (Die scheinen vom Fahrradfahren und Drachensteigen genau so müde zu sein wie ich vom Schreiben, Rechnen und Planen.)

07.07.04
Für 8 Uhr hatte ich die zukünftigen Mittelschüler einbestellt. Um 7 Uhr hörte ich die Bambussessel quietschen, als die ersten Kinder vor meiner Tür saßen; ab 7.30 Uhr wurde es immer lauter und ich stand auf, ließ sie rein.
Zeile für Zeile erklärte ich allen, wie sie die Anmeldeformulare auszufüllen haben, wartete, bis alle so weit waren... Dann sortierten wir ihre Mappen aus, damit sie nur so viele Unterlagen, Kopien, Passbilder mitnehmen, wie sie brauchen. Dann schickte ich sie nach Hause, die Formulare von einem Elternteil unterschreiben zu lassen, während andere Kinder die Frühstücke kauften. Yanti war nicht gekommen; Mustadi sehr pünktlich, Yudi eher zufällig etwas später. So schickte ich nun die beiden, den 8 heute anzumeldenden Schülern und Schülerinnen dabei zu helfen. (Drei aus Senggigi werden morgen von ihrem Klassenlehrer zur Anmeldung gebracht. Haeni (die die Grundschule schon vor zwei Jahren abschloss), stellte erst jetzt fest, dass sie nicht genügend Passbilder hat; muss sich also morgen alleine anmelden.)
- Nachmittags bekam ich fast etwas "kalte Füße" als ich nachzählte: 21 Kindern zahle ich ab jetzt die Mittelschule; 13 Neuen habe ich die Zahlung von Mittel-, Ober- oder Fachhochschule versprochen. // Aber dafür haben zwei ihre Ausbildung abgeschlossen; und fünf gaben die Mittelschule auf: Ich habe also insgesamt nur sechs mehr als letztes Jahr.
Ich wollte zum Frühstück nach Senggigi (schon seit Tagen); und so nahm ich Haeni mit, in der Hoffnung, sie dort fotografieren lassen zu können. Das ging nicht; aber es traf sich sehr gut, da ich zunächst am Straßenrand endlich mal Jaknah (Amirs ältere Schwester; Saipols Mutter) traf, mit der es viel zu erzählen und zu besprechen gab; und dann Emis mit einer Klassenkameradin, die gerade zu mir wollten, weil sie Geld brauchten für Passbilder für ihre Oberschul-Anmeldung. Ich hatte schon wieder auf mein Frühstück verzichten wollen; aber nun konnte ich Haeni mit den beiden in die Stadt zum Fotografen schicken.
Ich nahm ausnahmsweise kein "American Breakfast", sondern Toast und Butter mit einem Omelette "mit allem". Dafür bekam ich billiger als sonst zwar keinen Saft; aber einen ganzen "Pot" Kaffee und ein Omelette so voller Schinken, Pilze und viel Käse, dass ich es kaum aufessen konnte und später völlig aufs Mittagessen verzichtete, da ich immer noch satt war.
Ein komisches Gefühl, am Hotel vorbei zu fahren; direkt in die Stadt: In Udins Schule musste ich fast eine Stunde bleiben, bis ich trotz seines verlorenen Zeugnisses einen Brief hatte, der bescheinigte, dass er dort in die zweite Klasse ging und nun die Schule wechseln wolle. (Lustig: Sie bescheinigen nicht, dass er bei ihnen lernte, sondern lediglich, dass er "in der zweiten Klasse gesessen hat".)
Es war kurz vor 12 Uhr und fast Gebetszeit, bis ich nach einigem Suchen endlich an der islamischen Universität ankam, an der Yusufs Bruder zum Lehrer ausgebildet werden will. Dort erhielt ich detaillierte Informationen über die zu erwartenden Kosten incl. Prüfungsgebühren, Bücher-Käufe, Abschlussfeier usw.
Beim Großhändler fragte ich als erstes, wie die Hefte (die man sonst entweder einzeln oder im Dutzend kauft), original-verpackt seien: Karton, Palette, Container oder Gebinde? Und dann nahm ich (für den Anfang...) einen Karton mit 20 Dutzend der 58-Seiten-Hefte für die Mittel- und Oberschüler mit. Dazu vier Dutzend Lineale; je drei Dutzend Spitzer und Kulis (weil ich noch welche habe)...
Als ich im Hotel ankam, gab es keinen Strom. Ich ärgerte mich: So viele Notizen auf dem Block, so viele Ideen im Kopf, so viele Quittungen in der Tasche...
Ich ließ mir von der Rezeption heißes Wasser holen, um einen Kaffee zu machen; dann las ich wohl 2-3 Stunden, schnitt endlich meine Nägel, las wieder, grübelte dies und jenes - und hatte Angst; musste ich doch davon ausgehen, dass der Strom erst nach Dienstschluss der Handwerker gegen 18 Uhr wiederkommen würde.
Aber dann kam er doch früher (und ich schaute nicht auf die Uhr); ich begann zu arbeiten. - Und was ich nie für möglich gehalten hätte: Bis zum frühen Abend hatte ich für 12 neue Schüler/innen Abrechnungsblätter, Makros, Schaltknöpfe, Summen-Zeilen und Karteikartenblätter angelegt und alle vorläufigen Notizen und Zahlungen in die neuen Blätter übernommen.
Sup und Umar stritten sich seit dem Abendessen pausenlos, gingen dann "sauer" früh ins Bett. Ripai und Rahman zeigte ich einen Kartentrick und sie waren mit Probieren und Üben beschäftigt, bis ich nach 22 Uhr auch sie ins Bett jagte.
(Ich habe seit über 48 Stunden weder Eisenbahn noch Flipper gespielt!!!)

 


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