Die Informationen hier können nicht vollständig sein. Sie gehen davon aus, daß Ihr die Vorgeschichte kennt.
Bitte lest den Jahresbericht vom September 2001 und die genaueren Berichte, auf die dort hingewiesen wird, und die immer wieder aktualisierten Berichte aus Nepal vom Herbst 2001 und vom Frühjahr 2002.
(Von unten nach oben zu lesen!)
12.10.2002: Die ersten 14 Tage in Deutschland waren recht gemütlich und ich habe sie genossen. Aber in den letzten zwei Wochen brach dann wieder die übliche Hektik aus. Inzwischen habe ich den Jahresbericht geschrieben, 320 Mal kopiert. Meine Mutter hat dann alles (1600 Blatt!) sortiert, gefaltet, eingetütet und frankiert; - ohne sie wäre ich gar nicht fertig geworden.
Ich bin inzwischen am Packen - und auch da raucht mir der Kopf: Noch nie hatte ich so viele gespendete Medikamente und medizinische Ausrüstung. 400 Mal Nahtmaterial für Operationen, eine hunderter-Box Einmal-Handschuhe, ein 10.000 Euro teures Gerät, mit dem man einem Patienten tief in die Lunge schauen kann. Jetzt ist alles vorsortiert (siehe Foto) und ich bin gespannt, wie ich das alles verpacke und ob ich mit meinen extra genehmigten 30 kg Freigepäck auskommen werde.
Morgen Nachmittag fliege ich, werde aber nach Umsteigen in Kuwait und sehr ungünstigem Anschluss in Delhi erst Montag Abend in Kathmandu ankommen.
13.9.2002: Freitag, der Dreizehnte! - Ich hoffe, auch bei Euch läuft alles bestens?
Seit Montag bin ich in Legian; die Zeit verging wie im Flug: Letzte Einkäufe, Freunde besucht, viel am Internet, all mein (unendlich umfangreiches) Gepäck gesäubert und sortiert...
So habe ich es etwas "verschlampt", endlich ein paar Fotos für Euch fertigzumachen und über meinen leider nicht sehr erfreulichen letzten Besuch bei Kadek zu berichten:
Nachdem ich noch am Samstag über die Zeit auf Lombok schrieb, dass ich sehr zufrieden bin (und ich kann noch ergänzen: noch nie waren so wenige Kinder krank; noch nie war ich so selten im staatlichen Krankenhaus!), erlebte ich am Sonntag bei Kadek zu Hause eine nicht so angenehme Überraschung: Die Hand ist zwar gut abgeheilt; aber die Operation war kein Erfolg. Er kann mit den verbleibenden zwei Fingern immer noch nicht greifen und wir hätten uns den ganzen Aufwand wohl eben so gut sparen können. - Bitte schaut Euch Details und Fotos HIER im Abschnitt September 2002 auf Kadeks eigener Seite an.
Einzige positive Meldung: Die Arbeit des Prothesenmachers war ein voller Erfolg und die Idee, kleine Prothesen in normale Schuhe zu stecken, funktioniert wunderbar. Kadek trägt die Teile von morgens bis abends und legt sie kaum mal ab.
Morgen werde ich zurück nach Deutschland fliegen. Somit wird es hier in den nächsten Wochen wenig zu berichten geben. - Aber wenn ich per Mail Nachrichten aus Nepal oder Indonesien bekomme, informiere ich Euch natürlich sofort.
Ab ca. 15. Oktober werde ich wieder in Nepal sein. Dann schaut bitte wieder häufiger auf diese Seite.
Tschüß!!!
7.9.2002: Seit gestern bin ich wieder auf Bali - und in einer Woche werde ich nach Deutschland fliegen.
Der Abschied auf Lombok war rührend (und tränenreich). Nur selten war ich so lange auf Lombok wie dieses Jahr; und vielleicht noch nie 7 Wochen am Stück. Die Beziehung zu den immer zahlreicher werdenden Kindern war recht eng; jeden Tag kamen sie zum Essen, zum Spielen, zum Versorgen ihrer Wunden, für Hausaufgabenhilfe (in Mathe, Physik und Englisch; denn in indonesischer Gemeinschaftskunde u.ä. kann ich ihnen nicht helfen!) und für viele kleine Problemchen und interessante Gespräche. Vor allem aber merkte ich dieses Jahr besonders, dass nach vielen Jahren der Skepsis mich immer mehr auch die Erwachsenen akzeptieren. Eltern muss ich nicht mehr zu Hause aufsuchen, sondern sie kommen zu mir, um die Schulprobleme ihrer Kinder zu besprechen; der Fußballclub nahm mich in die Liste der Bittbrief-Empfänger auf, als sie mal wieder Geld für Fahrtkosten und Erste-Hilfe-Ausrüstung sammelten; zur Schule habe ich guten Kontakt und einmal besuchte mich sogar der Bürgermeister des kleinen Dorfes.
Entsprechend fiel auch der Abschied aus: Mehrere Mütter kamen mich besuchen und bedankten sich. Und jedes einzelne Kind verabschiedete sich mit der höflichsten hier üblichen Geste, die normalerweise älteren Verwandten oder religiösen Lehrern vorbehalten bleibt: Handschlag und ein tiefe Verbeugung, bei der die Stirn meinen Handrücken berührt. Viele weinten - und auch mir fiel es nicht leicht. - 8 Monate wird es wohl dauern, bis ich wiederkomme.
Zwei Zahnbehandlungen und eine (nicht eilige) medizinische Untersuchung habe ich am Ende nicht mehr geschafft; ansonsten bin ich mit diesem Sommer recht zufrieden. Die Zahl der Schüler/innen nimmt weiter zu; und meine Auswahl scheint zu stimmen, denn alle wurden versetzt und die meisten hatten recht gute Noten. - Drücken wir uns und ihnen die Daumen, dass sie alle durchhalten und ihre Eltern immer die Fahrtkosten aufbringen und ihnen genug zu essen geben können.
27.8.2002: Es passiert nichts. - Und deshalb habe ich hier so lange nichts geschrieben.
Die Kinder gehen zur Schule, kommen zum Essen und zum Spielen und für eine Gruppe habe ich ein Mathe-Training begonnen. Und ich verbringe die meiste Zeit am Computer mit so vielem, was ich schon seit Monaten oder auch Jahren tun wollte. Handbücher und anderes lesen, Musik komprimieren, Shareware-CDs aussortieren und die brauchbaren Programme zusammenfassen. - Die Zeit vergeht wie im Flug...
So sehr ich mich freue, dass ich hier meist Positives berichten kann, so will ich Euch dennoch die "Reinfälle" und Enttäuschungen nicht vorenthalten:
In den letzten Wochen haben drei unserer Schüler/innen die Schule aufgegeben:
Ein zwölfjähriges Mädchen hier auf Lombok wird von ihren Mitschülerinnen immer geneckt, weil sie (recht groß gewachsen) erst in der vierten Klasse ist und fast alle Mitschüler weit überragt. Sie hatte immer sehr gute Noten und verspricht mir weinend, zu Hause weiterhin zu lernen; aber mit allen Mitteln ist sie nicht dazu zu bringen, wieder zur Schule zu gehen.
Mukesh berichtet aus Nepal
- Ein schon zwanzigjähriger, der in die 9. Klasse ging, hat aufgegeben und ging wohl zurück in sein Heimatdorf, wurde seit Wochen nicht gesehen. (Er hatte mit 14 Jahren als Träger für eine unserer Trekkinggruppen gearbeitet und einige aus dieser Gruppe hatten ihm jahrelang das Internat bezahlt, in dem er sehr gut lernte und fast jedes Jahr eine Klasse übersprang.)
- Ein sechzehnjähriger, ältester von drei Geschwistern, denen wir die Schule zahlen, haute ab und war spurlos verschwunden. Später kam er zurück; war in seinem Heimatdorf bei der Großmutter gewesen. Er will aber nicht mehr zur Schule gehen und arbeitet jetzt zusammen mit seinem Vater in einer Werkstatt, die Taschen und Rucksäcke näht.
Ravi Maharjan ist tot.
Er kam vor zwei Wochen bei einem Unfall mit einer Fahrradriksha ums Leben.
Ich erfuhr es gestern (11.8.2002) per E-Mail.
Er wurde fast 15 Jahre alt.
Ich sage nicht gerne, dass mir einzelne Kinder lieber sind als andere; aber Ravi stand mir sehr nahe. Wenn ich in Kathmandu war, wohnte er fast immer bei mir; seine Mutter kam uns regelmäßig besuchen. Er zählte immer zu den zuverläßigsten und verantwortungsbewusstesten Kindern und erst vor kurzem habe ich eine alte Seite aktualisiert und ergänzt, dass er jetzt endlich wieder zur Schule geht...
Wenn Ihr mögt, könnt Ihr hier und hier nachlesen, was ich früher über ihn schrieb.
11.8.2002: Ich verbringe meine Zeit fast nur noch am Computer, habe in den vergangenen Tagen über 30.000 Anschläge getippt. Nun gibt es auf den Reise-Seiten endlich genauere Informationen zu der für den Herbst 2003 geplanten Tibet-Reise.
Zugleich erreicht mich von zu Hause die freudige Nachricht, dass der APA-Führer Nepal, mit dessen Übersetzung aus dem Englischen und dessen Überarbeitung und Aktualisierung ich seit November SO viel Zeit verbrachte, bereits die Druckerei verlassen hat und und im Verlag eingetroffen ist. - Innerhalb der nächsten Tage werdet Ihr ihn in jeder guten Buchhandlung "besichtigen" können.
7.8.2002: Ich habe mal wieder zwei Tage zwischen der Betreuung der Kinder überwiegend am Computer verbracht, diese Seiten hier aktualisiert und leicht verändert und eine neue Seite geschrieben, die Ihr über das dunkelrot unterlegte Feld "Möglichkeiten zu helfen" hier links im Menu erreichen könnt:
Schon lange wollte ich meine Bankverbindung an einer leicht zugänglichen Stelle plazieren; nun habe ich dies aber auf alle möglichen Hilfs-Möglichkeiten erweitert: Sachspenden, Mitarbeit, Spenden-Sammel- und Verkaufs-Aktionen sowie Tips für Leute, die in Nepal Sozialarbeit leisten oder ein ärztliches Praktikum machen wollen.
(Auf weiterführenden Seiten findet Ihr Abbildungen von in Nepal geflochtenen Armbändern und von unseren Kindern in Kathmandu gezeichneten "Postkarten".)
2.8.2002: Meine Tage sind voll, die Zeit reicht nie; - aber voll mit Kleinkram. Spektakuläres hat sich nicht ereignet und so will ich Euch einmal meinen Tagesablauf erzählen:
Meist übernachten 1-3 Kinder bei mir; weil die Mütter arbeiten; weil sie zu weit entfernt wohnen und nur mit uns zu Abend essen können, wenn ihre Eltern sie anschließend abholen - oder sie mit zu mir gehen; oder einfach, weil sie auch abends noch unsere Spielsachen benützen wollen, anstatt ruhig am Haus oder bei Nachbarn vor dem TV zu sitzen. Daher geht morgens um 6.20 Uhr der Wecker, damit diese Kinder nach Hause und anschließend zur Schule gehen.
Ich schlafe gleich wieder ein und werde meist ab 7.30 Uhr von der nächsten Gruppe Kinder geweckt: Die Schule hier hat weder genug Räume noch genug Lehrer und daher haben die 3. und 4. Klasse nachmittags Unterricht. Diese Kinder sollen mich eigentlich um 8 Uhr wecken, sitzen aber meistens schon vorher nicht gerade leise vor meinem Zimmer und warten auf ihr Frühstück. Sobald ich aufgestanden bin, werden zwei Kinder ausgelost, die das Frühstück kaufen: Eingepackten Klebereis mit Gemüse, den wir auf der kleinen Veranda vor meinem Zimmer und im Garten sitzend essen
Meist gehen sie dann an den Strand. Und wenn sie wiederkommen und geduscht haben (und das Zimmer wieder von all dem Sand befreit haben, der an ihren Füßen klebte), stürzen sie sich auf die Mal- und Spielsachen: Karten, Würfel, Memory, Malefitz, "4 gewinnt" und Puzzle in allen Größen; sowie Buntstifte und Filzschreiber und die einseitig leeren Blätter, die ich mir stapelweise aus dem Abfall von Fotokopiergeschäften erbettele.
Gegen 11 Uhr gehen sie meist nach Hause; bald ist das Mittagsgebet und dann müssen sie in die Schule. Wenn ich mit einzelnen Kindern in die Stadt muss, schicke ich die anderen schon etwas früher weg. Ansonsten fahre ich jetzt alleine für Einkäufe in die Stadt, zum Internet-Büro oder zu Freunden. Nach Möglichkeit bleibe ich aber nie all zu lange, denn nach 13 Uhr kommen die Vormittags-Schüler (incl. aller Mittelschüler) - und die sind huuungrig!!! Denn die müssen so früh zur Schule, dass ich ihnen noch nichts kaufen kann; Geld gebe ich ihnen aus Prinzip nicht mit; und zu Hause gibt es fast nie ein Frühstück. Sobald die kommen (oder ich nach Hause komme, während sie schon auf mich warten), werden wieder zwei ausgelost und kaufen das Mittagessen: Normalen gekochten Reis mit Gemüse und wechselnd etwas Ei oder Fleisch oder Fisch; alles in Bananenblätter verpackt, so dass wir es wiederum vor meinem Zimmer essen können. Diese - überwiegend etwas größeren - Kinder sind anschließend meist unterwegs: Bei Freunden, zum Fußballspielen oder Drachensteigen.
Gegen 17 Uhr kommen die Nachmittagsschüler und bekommen ein verspätetes Mittagessen.
Kurz nach 18 Uhr schicke ich alle zum Abendgebet nach Hause, von wo sie zum Koranunterricht gehen.
Meist dauert es bis kurz vor 20 Uhr, bis auch die letzten Kinder wiedergekommen sind und wir gemeinsam zum Abendessen gehen; die teuerste und reichhaltigste Mahlzeit des Tages, die wir in einem kleinen Restaurant in der Nähe einnehmen. Fast alle nehmen Nachschlag; dann zahle ich Gelder aus, die sie morgen früh in der Schule brauchen und notiere "Bestellungen" für meine Schreibwaren- und Großhandelseinkäufe am nächsten Tag.
Solche Tage vergehen wie im Flug - und machen mir viel Spaß !!!
23.7.2002: Die Tage nach der Operation vergingen wie im Flug, so dass ich erst heute wieder zum Schreiben komme:
Bereits am Samstag früh konnte Kadek das Krankenhaus verlassen, wird nun die nächsten Wochen bei seinen Onkeln in der Stadt wohnen, die ihn regelmäßig für Kontrollen und Verbandwechsel zum Arzt bringen werden.
Nachmittags fuhren wir zum Prothesenmacher, bei dem wir am Dienstag die Schuhe abgegeben hatten, die nach nur vier Wochen schon völlig verschlissen waren. - Und der hatte meine Idee aufgegriffen (von der er am Dienstag noch meinte, das ginge wohl nicht) - und ich bin mal wieder ein bisschen stolz (!): Er hat statt der Schuhe, die bei Kadek zu Hause niemand reparieren kann, "Füße" gebastelt, die in normale handelsübliche Schuhe passen. Nun sind die "Spezial-Füße" geschützt und werden hoffentlich länger halten; und wenn die Schuhe verschlissen sind, kann der Vater einfach auf dem Markt neue kaufen. - Außerdem sehen normale Schuhe viel besser aus als die braunen Glattleder-"Schuhe" des Prothesenmachers; ich war ganz begeistert - aber Kadek nicht! "Die sind sehr schwer; die sind viel länger als die alten ..." / Aber ich bin sicher, dass er das lernen und gerne damit gehen wird. (Und der Arzt versprach, alle notwendigen Änderungen innerhalb der nächsten 2-3 Wochen kostenlos vorzunehmen.)
Die Höhe der Halb-Prothese (links) wurde wieder angepasst - weil er wächst und wächst. Und statt des rechten Schuhs, in dem Kadek schon meist neben dem erhöhten Absatz stand, hat er eine ganz stabile Halterung für den Fuß gebaut und mit Aluminium-Schienen verstärkt, so dass er jetzt wirklich in der Position bleibt, in der er sein sollte.
Sonntag früh fuhr ich mit Kadeks Bruder nach Candi Dasa, nahm ein Zimmer, stellte aber nur das Gepäck ab. Dann brachte ich Wayan nach Hause, der mir in der Woche bei der Betreuung seines Bruders sehr gut geholfen hat, nun aber wieder in die Schule gehen will, die eigentlich schon vor einer Woche begann.
Bei der Familie alles erzählt und berichtet und das weitere Vorgehen geplant.
Am Montag ging ich auf die Fähre und bin seit dem frühen Abend wieder auf Lombok, besuchte gleich Amir (dessen Bein es sehr gut geht) und traf die meisten Kinder, die viel von der Schule zu erzählen hatten.
19.7.2002: Gestern war ein glücklicher Tag! Zum ersten Mal hatte ich (Zufall) zwei Operationen am gleichen Tag. Beide liefen problemlos und hoffentlich erfolgreich:
Auf Lombok wurde die Stahlschiene aus Amirs linkem Oberschenkelknochen gezogen, die dort seit seinem Unfall vor einigen Jahren saß (und eigentlich schon letztes Jahr entfernt werden sollte). Die Operation im billigen staatlichen Krankenhaus (aber durch den besten Orthopäden Lomboks) war am Vormittag. Amirs jüngerer Bruder Mardin wartete bei ihm; auf seinem Sparbuch hatte ich auch das Geld deponiert, um alles zu bezahlen.
Als ich nach 16 Uhr von Bali aus in Lombok auf der Station anrief, ging es Amir bereits so gut, dass er selber ans Telefon kam!
Auf Bali wurde Kadek gegen 14 Uhr ins OP gefahren, kam um 15.50 Uhr wieder raus. Ein kleiner Finger der unbeweglichen linken Hand wurde entfernt, um die beiden anderen Finger beweglich und zu einem Greifwerkzeug zu machen. (Mehr Details, genauere Erklärungen und erste Fotos findet Ihr HIER im Abschnitt 2002 auf Kadeks eigener Seite.)
Auch ihm ging es überraschend schnell erstaunlich gut: Schon um 18 Uhr konnte er etwas essen, hat kein einziges Mal erbrochen, nur wenig geweint. Die ganze Nacht schlief er gut durch und nach dem Frühstück wurde die Infusion entfernt. Nun sitzt er - noch keine 20 Stunden nach der Operation - bereits neben mir am Computer und ärgert sich, weil ich dies hier schreibe und er lieber etwas spielen möchte.
Für mich war es interessant, an mir selbst zu beobachten, wie sehr auch so etwas zur Routine wird: Während ich bei früheren Operationen nervös vor dem Operationsaal saß, alle paar Minuten auf die Uhr schaute; versuchte, durch einen Türschlitz in den Aufwachraum zu schauen, ob das Kind schon angekommen sei - saß ich jetzt am Computer, trank einen Kaffee und wartete ganz entspannt, bis der noch bewusstlose Junge wieder gebracht wurde.
14.7.2002: Gestern holte ich Kadek zum nächsten Arztbesuch und zur nächsten Operation zu Hause ab. Da der Vater viel zu tun und keine Zeit hat, fährt sein Bruder Wayan mit nach Denpasar und wird in der Klinik bei ihm bleiben.
Zugleich muss ich feststellen, dass ich mit der Arbeit des Prothesenmachers nicht sehr zufrieden bin; der Schuh für den im Vorjahr operierten rechten Fuss ist jetzt nach knapp vier Wochen bereits so schief gelaufen, dass ich eine andere Lösung finden muss: SO kann er keine 9 Monate leben, bis ich wieder nah Indonesien kommen werde!
(Auf dem linken Bild sieht man ganz blass den mit einem grauen Stumpf bekleideten Fuß des linken, krummen Beines, der auf der Halte-Schale der Halb-Prothese ruht.)
13.7.2002: Seit gestern Abend bin ich auf Bali. - Eine arbeitsreiche Woche liegt hinter mir:
Seit Sonntag hatte ich mir von allen Kindern ihre Uniformen, Taschen und Schuhe vorführen lassen und Listen erstellt, was neu gekauft werden muss, was repariert werden kann und was noch brauchbar ist. (Das war dieses Jahr recht einfach, weil SO viele an höhere Schulen wechseln, wo sie auf jeden Fall neue, weil andere Uniformen brauchen.)
Am Montag erledigte ich die meisten Einkäufe für fast alle Grundschüler/innen.
Am Dienstag brachte ich 7 Kinder nach Hause, die aus weiter entfernten Dörfern einen Teil ihrer Ferien bei mir verbracht hatten. - Einige Jugendliche fuhren mit dem Bus; und ich mit drei der Kleinen auf dem Motorrad hinterher.
Mittwoch früh bekamen alle neuen Mittel- und Oberschüler/innen die schriftlichen Bestätigungen, dass sie angenommen wurden, und die Listen, welche Uniformteile oder auch nur den Stoff dafür sie von der Schule bekommen, und was sie selber kaufen müssen. (Alle wurden angenommen; nur ein Mädchen hatte sich überschätzt, hatte sich an einer zu schwierigen Schule angemeldet, die Aufnahmeprüfung nicht bestanden und sich jetzt an einer einfacheren Schule registriert.) Mein Zimmer wurde zum Büro; zwischen Computer und Papier planten wir den heutigen Tag, halfen den Kindern und Jugendlichen beim Ausfüllen der Formulare und bereiteten die heutigen Einkäufe vor, zu denen ich Mardin um Hilfe gebeten hatte. Der charterte dann gegen Mittag ein Auto und fuhr mit 14 Schülern/innen nach Ampenan, um alles einzukaufen. Ich mußte noch zur Einwanderungsbehörde und kurz ins Krankenhaus und traf dann mit zwei weiteren Kindern, die ich mitbrachte, die anderen zwischen Kleider-Markt und Schuhgeschäft. Zwischendurch ließen wir noch 9 Kindern die Haare schneiden. (Den beiden Technik-Oberschülern wird schriftlich vorgegeben, dass sie Freitag früh "in sauberer Kleidung und mit Haaren von maximal 1 cm Länge" anzutreten haben!)
Später im Hotel mussten sie mir alle Einkäufe vorführen, ich rechnete alles ab; dann verteilte ich die Schreibwaren und zahlte anhand der Briefe von den Schulen die Gelder aus, die sie dort zu zahlen haben. Als alle Schüler/innen gegangen waren, machte ich endlich mit Mardin die Endabrechnung und bekam das restliche Geld - und seine Abrechnung stimmte bis zur letzten Rupie!
Am Donnerstag weitere Einkäufe und viel Kleinkram; erst am Abend begann ich, mein ganzes Zimmer zu sortieren und einzupacken: Übrig blieben 2 Pappkartons, ein Müllsack, ein Koffer und zwei Reisetaschen, die ich bei Amir bzw. im Hotel deponiere; und ein Rucksack, ein Tagesrucksack und eine Tasche, die ich mit nach Bali nehme. (Irgendwann kaufe ich mir vielleicht doch ein eigenes Haus? - Ich hasse dieses Packen!!!)
FAZIT: Mittwoch früh hatte ich 4,5 Millionen Rupien in der Tasche. - Gestern Abend reichte es gerade noch für eine Pizza und ein Bier - und der einzige Geldautomat hier in diesem Ort ist kaputt. Jetzt habe ich noch den Gegenwert von 2 Euro und werde einen meiner verbleibenden Reiseschecks wechseln.
7.7.2002: Heute begann ich mit den Schul-Einkäufen:
Vier Kinder aufs Motorrad (!) gepackt, in die Stadt gefahren und für alle neue Kleidung, Schuhe, Socken und Taschen gekauft. (Ich kaufe ihnen immer zwei Garnituren Uniformen und einen billigen Rucksack pro Jahr - was eigentlich zu wenig ist, da die Sachen schnell verschleißen; aber es vereinfacht die Planung, weil man einfach immer zum Schuljahrsbeginn alles für alle kaufen muss...)
Anschließend kauften wir über 350 Schulhefte verschiedener Stärken, die ich dann zusammen mit aus Deutschland geschenkten Bleistiften, Kugelschreibern, Radierern und Spitzern zu verteilen begann.
Mit weiteren Kleidungskäufen werde ich die nächsten Tage mehr als ausreichend beschäftigt sein; erst am Mittwoch bekommen die auf Mittel- und Oberschulen wechselnden Kinder den Bescheid, ob sie angenommen wurden - und erst nach diesem Bescheid werde ich beginnen, für sie Geld auszugeben.
Gestern wurde mir noch ein neuer Schüler vorgestellt, den ich sehr gerne aufnahm: Als Klassenbester in die 2. Klasse versetzt; die Noten ausschließlich gut und sehr gut. (Der Vater ist landloser und meist arbeitsloser Farm-Helfer in einem Bergdorf.)
Dann hatte ich "so eine Idee" und zählte nach: Und tatsächlich; zusammen mit einem neuen Kind, das Mukesh in Nepal nachträglich (mit meiner Erlaubnis per E-Mail) aufnahm, zahlen wir mit diesem kleinen Jungen jetzt für insgesamt genau 90 Kinder die Schule.
2.7.2002: Heute kamen auch die letzten Kinder mit ihren Zeugnissen; nun habe ich sie alle gesehen und darf (ein bisschen stolz) berichten, dass ALLE unsere Kinder versetzt wurden, kein einziges sitzenblieb. Unter all den Kindern haben nur zwei in je einem Fach eine "Fünf"; alle anderen Noten liegen zwischen ausreichend und gut. ("Sehr gut" wird in diesen einfachen Dorfschulen nur ganz selten erreicht.) Die besten Noten hat (natürlich) ein Mädchen, die als Viertbeste in ihrer Klasse versetzt wurde.
Für die Schüler/innen, welche die 6. bzw. 9. Klasse abschlossen und nun auf die nächst-höheren Schulen wechseln, laufen seit gestern die Anmeldungen; bis Donnerstag muss ich endgültig entscheiden, wen ich neu aufnehme; bis voraussichtlich Samstag werden die Schulen entscheiden, wen sie aufnehmen oder wessen Noten zu schlecht sind, so dass sie/er sich an einer anderen Schule bewerben muss. Sobald das entschieden ist, werde ich sehr viel zu tun haben, um allen die Gebühren zu zahlen, Uniformen zu kaufen usw., bevor ich am 12. Juli wieder nach Bali fahre.
Gestern war wieder so ein "typischer" Tag - und das muss ich abends immer in meinem Tagebuch aufarbeiten. - Falls es jemanden interessiert, mal in Detail (ungekürzt und ungeschönt und ganz sicher nicht perfekt formuliert) nachzulesen, wo mir immer meine "so reichliche" Freizeit verschwindet, der kann sich mein Tagebuch vom 1. Juli 2002 durchlesen.
Für Amir haben wir einen Operationstermin für den 18. Juli; die Schiene aus seinem damals bei einem Unfall gebrochenen Oberschenkel muss endlich entfernt werden. - Das wird er aber mit Hilfe von Frau und Geschwistern (und unserem Geld) auch ohne mich schaffen, da ich fast gleichzeitig auf Bali Kadeks Hand werde operieren lassen.
23.6.2002: Wochenende. Und ich habe das Zimmer und den Garten davor VOLL mit Kindern. Die Stimmung ist bestens, die Ferien stehen vor der Tür.
Gestern kamen schon um 10 Uhr die ersten jüngeren Schüler und berichteten, dass in der 6. Klasse verkündet worden sei, dass alle den Abschluss der Grundschule bestanden haben; kein/e einzige/r ist sitzengeblieben! (Und kurz darauf kamen dann auch vier dieser Sechstklässler und wollten sich stolz fotografieren lassen.)
Die Zeugnisse gibt es erst im Laufe der Woche (zu verschiedenen Terminen an einzelnen Schulen und für die Abschlussklassen an anderen Tagen als für die "nur versetzten"). - Aber im Moment rechne ich, bis zu fünf Kinder neu aufzunehmen, denen bisher die Eltern die Grundschule zahlten und denen ich jetzt die teurere Mittelschule finanzieren werde; und voraussichtlich zwei schließen die Mittelschule ab und werden bei ausreichend guten Noten in die noch teurere (und weiter entfernte) Oberschule wechseln.
21.6.2002: Vor zwei Wochen flogen die Gäste der Gruppe wieder nach Hause. Ich denke, die dreiwöchige Rundreise über eine ganz kleine und drei große Inseln Indonesiens hat allen gut gefallen.
Die nächsten zwei Tage arbeitete ich fast rund um die Uhr, um die letzten Texte für den APA-Reiseführer fertigzustellen. Am Montag gab es einen "fliegenden Wechsel": Gegen Mittag schickte ich die letzten Texte ab - und gegen Abend machte ich den ersten Operationstermin für ein Kind fest. (Am 16. Juli soll Kadek für die Operation seiner linken Hand ins Krankenhaus.)
Die nächsten Tage wohnte Kadek bei mir und wir ließen ihm einen neuen Schuh für das lange Bein machen und die Halb-Prothese für das kurze Bein reparieren und etwas verlängern, da er seit August kräftig gewachsen ist. - Ab Donnerstag Abend durfte ich dann beobachten, dass er tatsächlich mit dieser Prothese gut gehen kann. (Sie ist so wackelig an dem Bein angebunden, dass ich gedacht hatte, er würde das nie lernen oder wir müssten sie noch verlängern lassen.)
[Es gibt Probleme, mit denen man nie rechnen würde: Ich hatte von einem deutschen Prothesenmacher ein Stück Spezial-Schaumstoff mitgebracht, um die Prothese genauer anpassen zu lassen. - Der hiesige Prothesenmacher kennt das Material und könnte es sogar bekommen - hat aber keinen Zugang zu irgend einem Ofen, mit dem er das gleichmäßig auf die nötigen 110 Grad erhitzen könnte!]
Seit 13. Juni haben mein Bruder und seine Partnerin einen gesunden Sohn!
Nach ein paar erholsamen Tagen in Candi Dasa (und viel Aufräumen im Computer!) bin ich nun seit Mittwoch auf Lombok. Die meisten Schüler/innen haben mich schon besucht, nur zu den weiter entfernt wohnenden bin ich noch nicht gefahren. Viele Kinder aus dem Dorf kommen tagsüber; auch ein paar Neue. (Aber "viele" hier ist natürlich nicht zu vergleichen mit Nepal: Dort bis zu 60! Hier waren es bisher maximal 15.)
18.5.2002: Ist es wirklich schon drei Wochen her, dass ich hier zuletzt schrieb? Ich kann es kaum glauben; die Zeit flog nur so...
Ich war zwischendurch 6 Tage in Deutschland, habe Mutters Essen genossen; aber ansonsten war nichts mit Genießen; es war alles Hektik und ich erledigte nur die aller-notwendigsten Sachen.
Seit genau einer Woche bin ich auf Bali, habe aber auch diese Zeit überwiegend am Computer und am Internet verbracht: Heute habe ich die letzten Texte für den APA-Reiseführer abgeschickt. Nun habe ich ein bisschen Ruhe, bis ich einen Teil der Texte zur letzten Kontrolle noch einmal zurückerhalte. - Mitte Juni geht das Buch in die Druckerei und dann ist meine Arbeit daran endgültig beendet und ich sollte etwas Freizeit haben, um so vieles aufzuarbeiten.
Morgen kommt hier meine Gruppe an: Sieben Freunde und Bekannte, mit denen ich drei Wochen lang durch einen Teil Indonesiens reisen werde. Darauf freue ich mich schon sehr; - aber Zeit, um hier viel zu schreiben, werde ich auch in den kommenden Wochen kaum haben.
Und dabei gäbe es so viel zu berichten und zu erzählen; und ich habe so vieles im Computer, was ich Euch zeigen möchte: Fotos, Schulzeugnisse, von den Kindern gezeichnete Bilder... - Na, irgendwann einmal...
Normalerweise öffne ich um 13 Uhr - und dann gibt
es auch gleich die Gutscheine fürs Mittagessen.
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SO sah es aus, als ich an einem schulfreien Tag erst
um 13.20 Uhr nach Hause kam!
Kinder-News: Die letzte Woche in Nepal war noch recht hektisch; an dem einen Samstag hatten sich bei Mukesh erst gut 30 Kinder einen Teil der benötigten Gelder geholt. Nun kamen sie also alle zu mir; und besonders nach 16 Uhr (wenn sie selber aus der Schule gekommen waren) standen die Kinder und Jugendlichen - aber auch viele Eltern - wirklich Schlange hinter meinem Schreibtisch und manchen Abend kam ich zu spät zum Essen, weil wir immer noch nicht fertiggeworden waren.
Inzwischen macht Mukesh das wieder, trifft die Kinder jeden Samstag. - Und auch von ihm kann ich Euch Erfreuliches berichten: Er hat sich selbständig gemacht mit einem kleinen Internet-Café mit 5 Computern, das nach den täglichen Umsätzen, die er bereits im ersten Monat erzielte, recht erfolgversprechend erscheint. (Da er täglich 12 und mehr Stunden öffnet, teilt er sich die Arbeit mit Mahesh; und so kann er sich Samstags frei nehmen, um unsere Kinder zu versorgen.)
Hier in Indonesien habe ich bisher nur Kadeks Verwandte getroffen und erfahren, dass er mit der Prothese recht gut gehen könne - dass sie aber recht verschlissen und - durch sein Wachstum bedingt - bereits zu kurz sei. Und auf Lombok habe ich angerufen und von Amir erfahren, dass alle gesund sind. Mehr werde ich erst erfahren, wenn ich am 2. Juni mit der Gruppe nach Lombok kommen werde - und wenn ich nach Abreise der Gruppe zu Kadek fahren und ihn zum Arzt und zum Prothesenmacher holen werde.
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Letzte Aktualisierung: 16.10.2002