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Beginn des Briefes |
Nepal, Herbst 1999 |
Tagesablauf in Nepal |
Nepal, Frühjahr 2000 |
Indonesien, Sommer 2000 |
Planungen |
Bankverbindung u.a. |
Ende und weitere Links |
Früher berichtete ich allen Spendern und Interessenten in individuellen Briefen.
Irgendwann verbrachte ich mehr Zeit mit dem Berichten und Schreiben als mit den Kindern, den Ärzten und den Lehrern. - Und Spender warteten monatelang auf Dank; und Interessenten auf Informationen.
Erstmals 1997 machte ich ein "Rundschreiben" an alle. Und daraus hat sich inzwischen eine Tradition von recht umfangreichen Jahresberichten entwickelt, die ich jedes Jahr etwa Ende September verschicke.
Das folgende ist der letzte Jahresbericht. - An seinem Ende findet Ihr Links zu Aktualisierungen vom Januar und April 2001. (Und links in der roten box den Link zu den jeweils aktuellsten Informationen.)
Ab Ende September 2001 gibt es dann einen kompletten neuen Bericht.
von Jürgen Dahm "Wer die Welt nicht von Kind auf gewohnt
Hier stand ursprünglich eine individuelle Anrede,
Schon wieder ist ein Jahr vergangen, seit ich das letzte Mal ausführlich berichtete. Und wieder einmal will ich Dir erzählen, was ich in der Zeit tat, was sich ereignet hat. - Und wieder einmal gelingt es mir nicht, all dies auf wenige Seiten zu komprimieren: Mein eigenes Tagebuch über die Auslandsaufenthalte der letzten 12 Monate ist (wenn ich es denn ausdrucken würde) 155 Seiten lang! Auch diesmal beginne ich diesen Brief mit Dank !!! - - Im Herbst 1999 hatte ich wirklich Angst, ob es "aufgehen"
würde: Ich hatte, als ich den Bericht schrieb, bevor ich
nach Nepal fuhr, fast alles Geld verbraucht. Die Türkei (nach
dem Erdbeben) und Kosovo schrien nach Hilfe und ich war mir nicht
sicher, ob mir das Geld für alle eingegangenen Verpflichtungen
und alle Pläne ausreichen würde. Doch dann war die Reaktion
auf meinen Jahresbericht so überwältigend; ich erhielt
im vergangenen Winter (und bis heute noch) mehr Geld als jemals
in den Jahren zuvor. Und so konnte ich weiterarbeiten wie geplant,
wieder neue Schüler und Schülerinnen aufnehmen und habe
sogar noch etwas Reserve. Nach dem Dank ein paar "organisatorische Entschuldigungen":
Du weißt, daß ich diesen Brief einmal für alle
Freunde und Helfer schreiben muß, nicht an jeden einzeln
schreiben kann: Nach so viel Einleitung will ich nun endlich beginnen, über die vergangenen zwölf Monate zu berichten. Dabei will ich - damit es den "Stamm-Lesern" nicht irgendwann langweilig wird - diesmal auf die alte Einteilung ("Schulisches", "Medizinisches", usw.) verzichten und Dir von diesem Jahr in chronologischer Reihenfolge erzählen. |
Herbst 1999 (Nepal):Kurz nachdem ich den Jahresbericht verschickt hatte,
flog ich wieder nach Nepal. Mahesh, Mukesh und zwei der in der Nähe des Flughafens wohnende Kinder holten mich ab. - Wir
waren noch keine Stunde im Hotel, da waren schon 15 Kinder da. Während ich mit dieser Gruppe unterwegs war, machte Mahesh bereits mit der nächsten Gruppe die Ausflüge. Nachdem sie von Pokhara zurückgekommen waren und meine erste Gruppe wieder nach Hause flog, zeigte ich der zweiten Gruppe Kathmandu und die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung.
Hatten wir schon bei der ersten Gruppe auf alle Ausflüge immer einige der Kinder mitgenommen, so war die zweite Gruppe (nur 5 Personen) so Kinder-begeistert, daß oft die Zahl der mitgenommenen Kinder die der Gäste übertraf. Schon vor Reisebeginn hatten sie geplant, einen Tag ganz den Kindern zu widmen. Und so hatten Mahesh und ich nun einiges vorzubereiten: Mit Trommel und Spielsachen und einem ganzen Rucksack voll Verpflegung fuhren wir in einem gecharterten kleinen Bus mit 5 deutschen Erwachsenen und 25 nepalesischen Kindern zu einem Picknick in den Zoo. - Es war nicht nur für die Kinder ein besonderer Tag, sondern auch für die Gruppe ein Erlebnis, das ganz sicher kaum ein anderer Tourist in Nepal erleben darf. Nach Abreise der Gruppe begann für mich die "andere Art von Arbeit": Zunächst brachte Mukesh mir seine Abrechnungen: Er hatte von April bis in den Oktober fast jeden Freitag 3-4 Stunden im Restaurant des Hotels gesessen, wo die Kinder ihn treffen konnten. An die bis zu 20 Besucher verteilte er Schreibwaren, gab ihnen Geld für Schulgebühren, sammelte die Quittungen für das in der vergangenen Woche mitgegebene Geld ein - und machte Termine für die nächsten Tage, wenn er mit einzelnen Kindern in die Schule oder zum Arzt gehen mußte.
Vier Wochen hatte ich Zeit, bevor die nächste Gruppe ankam. Und diese Zeit verbrachte ich überwiegend im Hotel und mit den Kindern (oder für die Kinder außerhalb des Hotels). Je nachdem, wie spät es schon ist, kommt jetzt "meine Zeit": Ich gehe spazieren, in Geschäfte, zu Freunden, zum Friseur, ins Büro der Agentur oder was immer gerade anliegt. - Aber vor 13 Uhr bin ich normalerweise wieder im Hotel: Um diese Zeit öffnen wir (Mahesh hilft mir fast täglich) unsere "Sozialstation". - Früher dürfen die Kinder nicht kommen; aber meistens stehen, wenn ich pünktlich ankomme, schon einige Kinder vor dem Hotel auf der Straße.
Zunächst kommen all die, die nicht zur Schule gehen: Die nur auf der Straße rumhängen; die noch zu jung sind; und immer mehr auch wieder "echte" Straßenkinder. Wir haben im Zimmer und auf der großen Veranda viele Spielsachen; und da gibt es viel zu beaufsichtigen, oft Streit zu schlichten; wir erklären neue Spiele; oder die alten Spiele den neuen Kindern. Wir machen den Schiedsrichter, spielen selber mit; oder geben Anregungen für neue Spiele ganz ohne Spielsachen. (Mehrere Tage veranstaltete z.B. Mahesh auf der Veranda "faire Ringkämpfe" - kein Schlagen und Treten; vorher "Namaste" (Gruß mit gefalteten Händen) und hinterher Handschlag - was für viele der Kinder eine völlig neue Erfahrung war!)
Gegen 14 Uhr gehen wir mit all diesen Kindern zu einem kleinen Mittagessen. Danach verabschieden sich meist einige, die nur für Medizin und Essen kamen. Andere bleiben; und ab 15 Uhr kommen dann bereits all die Schüler und Schülerinnen. Also ist das Zimmer schon wieder voll; und zu den oben geschilderten Aktivitäten kommt jetzt noch Nachhilfe und Hausaufgabenhilfe hinzu. - Bis zum Frühjahr hatte die Zahl der besuchenden Kinder so weit zugenommen, daß ich zwischen 13 Uhr und dem Abendessen zu nichts anderem mehr komme; Computer und Bücher bleiben zu und ich muß mich voll den Kindern widmen. (Übrigens sind etwa 30% unserer "Schüler" Mädchen; und etwa 20% der Tageskinder. - Aber ich bin zu faul, hier pausenlos "/Innen" zu schreiben und "jede und jeder" und "der oder die" usw. - Sorry!) (Leider mußte ich später auch dieses "offene Haus" noch einschränken: Alleine in dem Park gibt es mehr Kinder als wir verkraften können. Dann brachten sie zwei kleine Brüder eines der Park-Kinder mit einer Verletzung mit; und die kamen am nächsten Tag direkt von der Schule und brachten zwei Freunde aus ihrer Nachbarschaft mit .... So mußte ich leider die Regel einführen, daß - von akuten Verletzungen abgesehen - niemand unbekannte Kinder mitbringt, die ich nicht vorher selber draußen getroffen und eingeladen habe. Denn ich kann einfach nicht sämtliche armen Kinder des ganzen Stadtteils versorgen. - Umgekehrt habe ich einige meiner besten derzeitigen Schüler dadurch kennengelernt, daß einer einen verletzten Freund mitbrachte, und der Tage später seinen Bruder und der dann seinen Vetter ... !!!
Um 19 Uhr gibt's Abendessen im gleichen Restaurant wie das Frühstück; mit Nachschlag so viel sie wollen und bis sie wirklich satt sind. Danach gehen die meisten nach Hause; und täglich abwechselnd einige Kinder mit ins Hotel, die lieber dort übernachten wollen. - Oft trage ich schon Tage im Voraus in eine Liste ein, wer an welchem Tag übernachten darf; denn mehr als 6 Kinder lasse ich in der Regel nicht zu und die Nachfrage ist meist größer. (Das Zimmer wäre wohl groß genug; aber mit zwei Schlafsäcken und einer Steppdecke reicht es nun mal nur für sechs Kinder. - Vielleicht sollte ich mal eine weitere Decke kaufen?) - Fragst Du Dich, warum die Kinder bei mir im Hotel übernachten? Findest Du das vielleicht gar "seltsam"? Doch nun will ich noch von einigen "besonderen Ereignissen" des vergangenen Herbstes erzählen: Von Raju Sharma's* Drüsen-Tuberkulose habe ich Euch ja früher schon erzählt: Im November ging ich mit ihm zu seinem Facharzt: Ich wurde langsam skeptisch und wollte wissen, was los ist; denn ursprünglich (und das ist normal bei Tuberkulose) war von 6-9 Monaten Behandlung die Rede. Doch wir kauften ihm jetzt schon seit 13 (!) Monaten täglich Spritzen und Tabletten. Ich fragte den Arzt ganz klar, ob er vielleicht weitere Untersuchungen oder andere Medikamente brauche. - Doch nun die große freudige Überraschung: Er ist gesund !!! - Und der Arzt sagte mir ganz offen, daß er sich am Anfang gar nicht sicher gewesen sei, ob der überhaupt je wieder ganz gesund werden würde: Durch die früher einmal verschleppte Tuberkulose und die damals abgebrochene Behandlung sei die jetzige Behandlung enorm erschwert worden; und deshalb habe es auch so lange gedauert. Unabhängig davon war bei ihm auch noch eine tiefe Infektion des Knochens hinter dem einen Ohr festgestellt worden. Der Arzt sagte mir, das müsse mikrochirurgisch operiert werden: Es könne noch jahrelang gut gehen; es könne aber auch in wenigen Monaten geschehen, daß die Infektion nach innen durchbreche und das Gehirn schädige. Die Wartezeiten für eine Operation beim besten Neurochirurgen Nepals sind lang und wir hatten einige Probleme, einen passenden Termin zu bekommen (so daß auch ich in Nepal bin und bei Organisation und Bezahlung helfen kann). - Im Januar 2000 wurde er ohne Probleme erfolgreich operiert. Ein glücklicher Zufall brachte für mich selbst ein sehr erfreuliches Ergebnis: Der kleine Raju Bhujel* ist (zusammen mit seinem Bruder) in ein Heim aufgenommen worden, von wo aus er jetzt zur Schule geht. Zusammen mit seiner Mutter besuchte ich ihn dort und sprach mit den Erziehern wegen der Operation des Leistenbruchs, die ich eigentlich für diesen Herbst eingeplant hatte: Sie werden sich darum kümmern und das machen lassen. Dieses Heim gehört zur Organisation jenes Franzosen, der mich seit Jahren verdächtigt (und teilweise sogar öffentlich beschuldigte!), auch einer der - leider tatsächlich immer zahlreicher nach Nepal kommenden! - Pädophilen zu sein. Nun lernte ich dort den nepalesischen "Ober-Pädagogen" dieser Organisation kennen. Zunächst war er fast aggressiv abweisend. ("Warum bist Du gekommen?!") Doch dann schien er von meiner Art, mich um die medizinischen Probleme der Kinder zu kümmern (selbst wenn sie nicht mehr bei mir wohnen) und von meinen ausführlichen medizinischen Aufzeichnungen (über jedes Kind - über Jahre hinweg) recht beeindruckt zu sein. Wir vereinbarten ein Treffen, und in einem mehr als zweistündigen Gespräch diskutierten wir sachlich, später fast freundschaftlich mein Engagement für die Kinder, meine Motive, meine Geldquellen, dann auch über pädagogische Probleme und einzelne Kinder ... Glücklicherweise konnte ich beide in einem Heim unterbringen: Der Kleinere lebte von November bis Januar dort; in dieser Zeit konnten die dortigen Sozialarbeiter seinen Vater überzeugen, sich doch wieder um ihn zu kümmern. So lebte er im Frühjahr wieder beim Vater und kam, wenn dieser zur Arbeit ging, zu uns zu Besuch. Der Größere zog in das Heim um, als ich im Dezember nach Deutschland flog. Bis März wohnte er immer noch dort; - aber eine endgültige Lösung haben wir für ihn noch nicht gefunden: Der Vater säuft und prügelt; die Mutter ist (weil der Vater auch sie verprügelte) zu ihrer Familie in irgendeinem Dorf abgehauen; - und dieses Heim ist keine Dauerlösung sondern nimmt Kinder nur für einige Monate auf, um sie in die Familie zu re-integrieren oder sie in einem anderen Heim endgültig unterzubringen. Ein inzwischen Vierzehnjähriger, der eine kleine, nicht eilige, aber auch nicht zu vermeidende Operation brauchte, war schon seit Herbst 1998 "verschwunden", weil er Angst vor der Operation hatte: Er kam nicht mehr; und wenn er mich auf der Straße sah, lief er weg. - Doch nun hatte er selbst eingesehen, daß es irgendwann ja doch gemacht werden müsse, kam von sich aus (zusammen mit einem Freund, der ihm Mut machte). Ich ließ die Operation durchführen; es lief alles problemlos.
Ein interessantes - und mich wieder einmal erstaunendes - Erlebnis hatte ich im November. Und da so etwas schon häufiger vorkam, will ich es Dir hier kurz schildern: Noch ein Zitat aus dem Tagebuch: "27.11.1999: Früh morgens kamen fast gar keine Kinder ins Hotel - dafür waren wir beim Frühstück zu 35 !!! (Ich glaube, das ist der bisherige Rekord.)" Und damit komme ich zu einer Frage, die mir oft gestellt wird und die vielleicht auch Dich interessiert: Um wie viele Kinder ich mich zur Zeit kümmere. |
Frühjahr 2000 (Nepal):Zur Landung in Kathmandu wieder ein Zitat aus meinem Tagebuch: "Vor dem Flughafen erwarteten mich Mahesh und Mukesh, hatten gleich ein Taxi parat; und genau 50 Minuten nach der Landung war ich schon am Hotel. Ich hatte im Frühjahr keine Gruppe und auch sonst nicht allzu viel zu tun. So widmete ich mich vor allem den Kindern - und dem Computer, in dem ich viel aufzuräumen und nachzuholen hatte. (Und neue Programme und ein paar Spiele probierte ich auch aus.) Zwei Neuerungen gab es im Winter in Kathmandu, die im Frühjahr auch unsere Arbeit beeinflußten.
Was unter den Straßenkindern eher selten ist: Mehr und mehr verbrachten auch Mädchen ihre Tage in diesem Park (und bei uns!), - die aber glücklicherweise alle abends nach Hause gehen. (Und ich achte - zusammen mit den Sozialarbeitern des "Doktor-Sahib" - s.u. - darauf, daß das auch
so bleibt.)
Sehr interessant zu beobachten war das sich ändernde Sozialverhalten, der immer stärker werdende Zusammenhalt in dieser Gruppe: Für einen "Straßenköter" mit Jungen bauten sie neben dem Haus eine Hütte; sie pflasterten die schlammigen Stellen des Grundstückes und den Platz um den Brunnen in gemeinsamer Arbeit mit übrigen Ziegelsteinen; sie begannen gemeinsam zu kochen; sogar die Kinder, die regelmäßig bei uns essen, nahmen ihr Taschengeld mit, um Reis für die Freunde oder Milch für die Hunde zu kaufen. Die zweite Neuerung: Plötzlich hörte ich immer öfter vom "Doktor-Sahib"; und langsam fand ich mehr darüber heraus: Ein Arzt hatte zufällig eines Abends auf dem Heimweg von seiner Praxis ein paar Kinder gesehen, die sich am Straßenrand zum Schlafen einrichteten. Eigentlich typisch für die nepalische Mittel- und Oberschicht, daß er nicht gewußt hatte, daß es so etwas gibt; und völlig geschockt war, zu hören, daß diese Kinder noch nichts gegessen hatten. Anschließend war er (so sagt er selber) sehr überrascht, zu erfahren, wie billig man in Kathmandu essen kann, wenn man weiß, wo die billigsten Reis-Kneipen sind. Neben der Beschäftigung mit den Kindern arbeitete ich auch ein bißchen: Der Polyglott-Reiseführer stand für die Neuauflage an (die seit August in den Buchhandlungen ist). Ich las ihn mehrmals durch auf der Suche nach Fehlern und Unstimmigkeiten; und ich überprüfte jede einzelne Telefon- und Fax-Nummer, besuchte Hotels und Restaurants, erfragte neue mail-Adressen, Preise und Öffnungszeiten. Trotz dieser Arbeit hatte ich es mir sechs Wochen lang sehr gemütlich gemacht, hatte mir noch viel Arbeit für die letzten zwei Wochen "aufgespart". - Und dann wurde ich krank! Die zehn Tage Krankheit warfen mich völlig zurück. Alles, was ich noch hatte erledigen wollen, mußte ich nun in den letzten drei Tagen tun; - und vieles blieb unerledigt. Was aber nicht unerledigt blieb: Die Planung für den Sommer, in dem Mahesh und Mukesh für die Kinder sorgen müssen - inklusive der Versetzungen und der Anmeldungen einiger neuer Schüler und Schülerinnen, die wir wieder zusätzlich in unser Förderprogramm aufnahmen: Geplant haben wir für diesen Sommer maximal sechs Neue; ich weiß aber noch nicht, ob es bei allen geklappt hat. - Unter anderem einen 15jährigen mit Verdacht auf Muskel-Dystrophie (unheilbar; die Beine werden immer schwächer werden); ein Mädchen - das ich noch gar nicht persönlich kennenlernte, die aber mit einem Notendurchschnitt von 80% der möglichen Punkte überdurchschnittlich gut lernt; und endlich Hiras* Schwester Kumari*, von der ich noch im letzten Rundbrief schrieb, daß die Mutter ihr leider den Schulbesuch nicht erlaubt.. Schön war es in diesem Zusammenhang zu sehen, daß unsere Bemühungen um die Schulbildung ganz konkrete Erfolge zeigen: Mukesh, der inzwischen zum zweiten Buchhalter des Großmarktes aufgestiegen ist, hatte einen befristeten "Sonder-Job": Eine Woche lang jede Nacht statistische Auswertungen am Computer. Und da freute ich mich, zu sehen, wie viel Unterschied die Schulbildung macht: Raj Kumar Nepali (der einst die Schule nach einem Jahr aufgegeben hatte) ist jetzt Hilfsarbeiter in einem Hotel - und bekommt ein Gehalt von 1450,- Rs. pro Monat; Mukesh aber (der 12 Jahre gelernt hat) bekommt für jede 8-Stunden-Nachtschicht 400 Rupies bar auf die Hand, wird also mit der einen Woche Streß fast so viel verdienen wie Raj Kumar mit zwei Monaten Arbeit !
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Sommer 2000 (Indonesien):Es hatte geklappt!: Ich hatte aufgrund von Amirs Empfehlungsschreiben und meiner Aktivitäten für die Kinder ein Sozial-Visum für Indonesien bekommen! Ich bin also "kein Tourist mehr"; ich muß nicht alle 2 Monate nach Singapur fliegen, um mit einem neuen Touristen-Stempel für weitere 60 Tage neu einzureisen, sondern ich darf bis zu 6 Monate ununterbrochen im Land bleiben. (Leider konnte ich das dieses Jahr nicht voll ausnutzen; blieb nur 3½ Monate, da ich Ende September schon wieder nach Nepal muß.) Die fünf Wochen zu Hause hatten mir mal wieder nicht gereicht; die Überarbeitung des Polyglott-Reiseführers hatte ich noch nicht fertig. (Genauso wie mir auch jetzt die 5 Wochen nicht ausreichen: Während ich dies hier schreibe, weiß ich, daß ich in 9 Tagen nach Nepal fliegen werde - und weiß noch nicht, wie ich fertig werden und dies auch noch alles verschicken soll.) So fuhr ich, nachdem ich auf Bali mein dort deponiertes Gepäck erhalten und aussortiert hatte, zuerst einmal nach Candi Dasa und verbrachte in dem ruhigen Ort fast eine Woche mit Schreibarbeiten. - Zugleich besuchte ich von dort aus die Schüler in der Umgebung und holte den demnächst zu operierenden Kadek und seinen Bruder für ein Wochenende zu mir ins Hotel - damit wir uns wieder aneinander gewöhnen und er sich demnächst trauen wird, mit mir zum Arzt und ins Krankenhaus zu fahren.
Als ich dann nach Lombok fuhr, war ich auf der Fähre der einzige Ausländer! - 1999 hatte ich auf den alle zwei Stunden fahrenden Fähren bis zu 100 Touristen pro Schiff gezählt. Doch nach den nur drei oder vier Tage andauernden Unruhen im vergangenen Januar kamen nun fast gar keine Touristen mehr nach Lombok. Das hat nicht nur in den Touristenorten verheerende Auswirkungen, wo viele Restaurants geschlossen sind, die meisten Hotels einen großen Teil ihres Personals entlassen haben und fast alle Leute (vom Souvenirhändler bis zum Ausflugs-Boot-Kapitän) arbeitslos und pleite sind. Vielmehr wirkt sich dieses Fehlen der Touristen bis weit nach Süden in die Städte und auf große Teile der Insel aus: Denn auch die Leute, die nicht direkt am Tourismus verdienen, lebten doch indirekt davon, weil sie den vielen Angestellten und Arbeitern der Touristenorte Waren und Leistungen anbieten. Nachdem all die entlassenen Arbeiter in ihre Heimatdörfer (oft sogar auf anderen Inseln) zurückgekehrt waren, standen jetzt hier die zu vermietenden Zimmer leer, waren Restaurants ohne Kundschaft, in denen sonst die einheimischen Arbeiter zu Mittag essen; ja sogar der Friseur, die Marktfrau und die Motorradwerkstatt in der nächsten Stadt hatten viel zu wenig Kunden.
So mußte ich auch mein Schul-Programm wieder modifizieren: Einmal im Jahr die ganze Ausrüstung zu kaufen, reicht einfach nicht mehr, da die Eltern es wirklich nicht schaffen, jeden Tag die Fahrt zur Schule und jeden Monat die Gebühren zu bezahlen.
Erfreut war ich, zu erfahren, daß Amirs Oberschenkelknochen jetzt endlich zusammengewachsen ist. Das Bein ist zwar nach den vielen Operationen etwas kürzer als das andere, aber kräftig und so stabil, daß er sogar schon wieder Fußball spielt. - Nur gute Arbeit hat er trotz all der Jahre der Ausbildung noch nicht gefunden: Für einen Hotel-Koch ist diese Krisen-Zeit auf Lombok natürlich das schlimmste, was man sich denken kann. So arbeitet er leider immer noch in verschiedenen Hilfsjobs und hat einige Mühe, Frau und Kind ordentlich zu versorgen. Die Indonesier machten mir mal wieder einen Strich durch all meine Planungen: Normalerweise sind die Versetzungsprüfungen um den 10. Juni; doch dieses Jahr waren Zeugnisausgabe und Ferienbeginn auf den 3. Juli verschoben worden. So hatte ich fast zwei Monate lang sehr viel Zeit; spielte mit den Kindern, machte Ausflüge, ging schwimmen, las viel - und räumte mal wieder meinen Computer auf: Über Jahre hatten sich sowohl Informationen zu all den Kindern als auch die beruflichen Informationen wie Hoteladressen u.a. in so vielen verschiedenen Dateien angesammelt. (Durch die Arbeit für Wikinger, für den Reiseführer, für meine eigenen Gruppen hatte ich unter Umständen für ein Hotel 5 verschiedene Telefonnummern an verschiedenen Stellen notiert.) So verbrachte ich Tage (und Nächte!) damit, den Umgang mit einer Datenbank zu erlernen und erfaßte dann alle Hotels, Restaurants, Agenturen usw; aber auch alle Kinder, Ärzte, Krankenhäuser, Heime und Hilfsorganisationen. - Außerdem ging ich meine viel zu vielen CDs durch und probierte Programme und Spiele, die ich noch nicht kannte.
Während dieser Zeit holte ich auch den 1997 operierten Budiamin zu den jährlichen Nachuntersuchungen: Nun gilt seine Knochentuberkulose als endgültig geheilt; Röntgenbild und alle Werte waren so gut, daß wir ab sofort keine Kontrolluntersuchungen mehr machen müssen. So schön und angenehm diese Wochen waren, so nervös wurde ich doch mit der immer weiter verstreichenden Zeit: Ich hatte ja auf Bali noch zwei größere Operationen vor, konnte aber nicht abreisen, bevor ich hier nicht die Zeugnisse
gesehen hatte und die Kinder für das neue Schuljahr anmelden und ausrüsten konnte. Und dann fuhr ich endlich nach Bali: Suhaimis* Hypospadie sollte zum zweiten Mal operiert werden; und ich wollte mit der ersten Operation des inzwischen zehnjährigen Kadek beginnen, den ich Euch letztes Jahr auf der Rückseite des Rundbriefes erstmals vorstellte.
(Für ihn ist es schade; aber für mich ist es kein Problem: Da ich für Kadeks weitere Operationen mindestens die nächsten drei Jahre immer einige Zeit auf Bali verbringen werde, ist es mir egal, wann ich Suhaimi mitnehme und ihn operieren lasse.)
Dieses Jahr haben wir nur die einfachste der Operationen gemacht - die aber Kadek selber die Wichtigste war: An der rechten Hand wurde der Nagel des Ringfingers (zu dem es keinen Knochen gibt) entfernt und die beiden zusammengewachsenen Finger (Mittel- und Kleiner Finger) getrennt. Zwei Stunden war Kadek im OP; der Orthopäde arbeitete sehr fein, fast wie ein plastischer Chirurg, setzte Dutzende haarfeiner Nähte.
Sechs Tage später gingen wir zur ersten Nachuntersuchung - und hatten im Stillen gehofft, daß (8 Tage nach der Operation) schon die Nähte gezogen würden und wir am nächsten Tag abfahren könnten. Aber die Hand heilt langsamer als erwartet. Heute wurden nur einige Nähte gezogen - und bis auch die letzten entfernt werden konnten, mußten wir noch ein ganze Woche warten. Leider war Indonesien dieses Jahr recht teuer: Die Preise steigen immer weiter. Umgekehrt erholt sich die Wirtschaft und die Indonesische Rupie: Trotz des immer teurer werdenden Dollars, gab es doch fast wöchentlich für diesen Dollar immer weniger Rupien. Jede Million Rupien kostete mich im August dieses Jahres DM 256,-; während sie noch vor zwei Jahren nur 150,- Mark kostete. - Ich gab für die Kinder etwa 23 Millionen aus; und jede Million kostete mich über 100 Mark mehr als vor zwei Jahren !!! |
Nun habe ich Dir im Vergleich zu den Vorjahren sehr wenig über einzelne Kinder erzählt; und sehr wenig "Aufzählungen". (Wie viele Schüler; wie oft zu Ärzten; usw.) Dafür hast Du mehr über den "Ablauf" erfahren - und vielleicht auch etwas mehr über mich. Eines möchte ich zusammenfassend für dieses Jahr noch erwähnen: 1999 erzählte ich stolz von "meinem ersten Enkel": Inzwischen haben so viele ehemalige Kinder geheiratet und selber Kinder bekommen, daß ich gar nicht mehr alle aufzählen will. - Und weitere werden kommen: Im Februar heiratete Raj Kumar Nepali ein Mädchen aus seinem Heimatdorf, das mir sehr gut zu ihm und zu seiner Familie zu passen scheint. Ich half ihm bei der Finanzierung des Festes und durfte auch an allen Zeremonien und Feiern teilnehmen. Und gerade jetzt im August heiratete Mahesh. (Schade, daß ich nicht dabei sein konnte; aber der Termin wurde astrologisch berechnet und ziemlich kurzfristig festgesetzt.)
Wie es weitergehen wird: Am 22. September fliege ich wieder nach Nepal. Erst im November habe ich zwei Gruppen; eine werde ich selber leiten und die andere leitet Mahesh. Vom 15. Dezember bis 19. Januar werde ich in Mannheim sein; dann wieder in Nepal. Falls Du gerne mal wieder mit mir eine Reise unternehmen (und einige der Kinder vielleicht auch vor Ort selbst kennenlernen) möchtest: Hier findest Du weitere Informationen. Für Mai plane ich für Indonesien eine dreiwöchige Rundreise über drei Inseln. Danach werde ich wieder nach Lombok gehen - und dann ziemlich bald wieder nach Bali: Denn nächstes Jahr will ich Kadeks rechten Fuß umdrehen lassen. (Der Arzt rechnet mit 2 Wochen Krankenhaus, dann 1½ bis 2 Monate Gips; dann Spezialschuhe und Physiotherapie.)
Zum einen möchte ich Dir sehr empfehlen, Dir Zugang zu E-mail zu verschaffen: Es ist die genial-billigste Art, mit irgend jemandem zu korrespondieren. Ein Brief kostet Bruchteile von Pfennigen und kommt schnell und sicher an. Zum anderen möchte ich - sofern Du so etwas besitzt - um Deine Fax-Nummer bitten. Ich habe zwar nicht die Möglichkeit, Faxe zu empfangen; kann aber welche versenden. - Und damit kostet ein kurzer Brief eben nur ein paar Pfennig Telefongebühr anstatt jedesmal DM 1,10 Porto.
Entschuldige, daß dieser Brief sooo lang wurde !!! - Ich hoffe, ich habe Dich nicht gelangweilt? Wenn Du helfen kannst und willst, daß ich so weiterarbeiten kann wie bisher (oder noch mehr): Dann notiere Dir bitte meine Kontonummer: Wieder einmal danke ich allen für das mir entgegengebrachte Vertrauen ! Neu seit 1. Oktober 2001: Danke !!! Und wieder einmal muß ich erklären: Ich freue mich auch über Post (mail, usw. ...), wenn kein Scheck beiliegt ! - Wenn ich nur höre, daß Dich meine Arbeit noch interessiert und Du diese Informationen weiterhin erhalten möchtest. Damit sage ich wieder einmal Tschüüüßßßß
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Bericht vom Januar 2001 (Sept. - Dez. 2000)
Kurzer Bericht vom April (Dez. 2000 - März 2001)